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Thema International

Sonntag, 27. Februar 2011 2970 x gelesen  |  2 Kommentare
 

Turnierbericht von Thomas Ramseyer  - www.swissbillard.ch

Der Philippinische Spieler Dennis Orcullo gewann die 8-Ball WM in Fujairah (Arabische Emirate) gegen Niels Feijen mit 10:3 Siegen. Da die Finalrunde (64er KO Feld) mit Winnerbreak gespielt wurde, kam es zu vielen unerwartet klaren Resultaten. Darren Appleton kam im Halbfinal gerade zweimalan den Tisch. Zu einem Anstoss und einem Jump...

 

 Dennis Orcullo (Orcollo) Philippinischer Pool Pro gewinnt die Pool 8-Ball WM 2011
Der 31 jährige Filipino Dennis Orcullo (auch Orcollo geschrieben) musste sich für die Teilnahme an der WM zuerst durch ein Qualifikationsturnier spielen. Bereits vor einem Monat brillierte er am legendären Derby-City Classic (Elizabeth, Indiana - USA) wo er den Sieg in der 9-Ball Division davontrug. Niels Feijen wurde im gleichen Turnier dritter.

Es wäre falsch und ungerecht Dennis Orcollo als zufälligen Sieger zu bezeichnen - aber jeder Spieler brauchte das Glück auf seiner Seite um an dieser Weltmeisterschaft bestehen zu können. Die Finalrunde - ein 64er Tableau mit 56 Spielern - wurde auf 9 Siege gespielt - Winner-Break!? Weil die professionellen Spieler reihenweise Serien von 5, 6 oder auch mehr Spielen hinlegen können, war es emminent wichtig die Partie beginnen zu können. Aber auch das garantierte natürlich keinen Sieg. Darren Appleton konnte im Halbfinal gegen Niels Feijen zwar Anstossen, versenkte aber keinen Ball. Dann kam er erst beim 7:0 wieder an den Tisch (siehe Text weiter unten).

Im Finale konnte Dennis Orcollo sein Anstoss nutzen. Niels Feijen erhielt erst in der 6. Partie beim 0:5 seine erste Chance, nachdem Orcollo die Weisse im Break in die Mitteltasche gefallen war. Zur Wende reichte es Feijen dennoch nicht mehr. Orcollo gewann das Final und ein Preisgeld von 40'000 $ mit 10:3.

Darren Appleton und David Alcaide spielten ein kleines Final um den dritten Platz, welches der Spanier zu seinen Gunsten entschied. Wie schon gegen Feijen kam Appleton nur sporadisch an den Tisch und verlor mit 9:2.


25.2.2011

Während im arabischen Raum Hunderttausende die Strassen und Plätze der grossen Städte von Libyen bis Bahrain besetzen um für Freiheit und Demokratie einzustehen und auch zu kämpfen findet in Fujairah, einem nur 1200 km2 grossen Emirat am Golf von Oman eine Billard Weltmeisterschaft statt. Achterball, 112 Spieler aus aller Welt, fast alle der Allerbesten sind dabei.

Warum in Fujairah? Keine Ahnung. Vermutlich ist ausser seiner Hoheit, Scheich Hamad bin Mohammed Al Sharqui, seit 1974 Herrscher über das kleine, reiche Reich mit seinen etwa 140'000 Untertanen, niemand bereit ein so hohes Preisgeld zu sponsern? Immerhin liegt Fujairah so ziemlich in der Mitte zwischen Europa und dem fernen Osten, nur die Amerikaner müssen etwas weiter reisen. Aber Flüge aus den USA nach Fujairah dürften dennoch bezahlbar sein, das Emirat gilt als eine wichtige Drehscheibe für die amerikanische Aussen- und Sicherheitspolitik in der Region.

Wo waren wir stehen geblieben? Ach, ja. Achterball Weltmeisterschaft, sie findet ja schon zum wiederholten Mal in Nahen Osten statt und zumindest aus der Sicht der Spieler ist sie besser geworden. Die Taschen wurden verkleinert, wie Darren Appleton bemerkte, auch wenn sie immer noch etwas zu einfach seien.

112 Spieler standen am Start, darunter ein  Schweizer, David Plattner, der sich einen Startplatz als amtierender 8er Ball Europameister der Senioren verdient hatte. Von den Top-Spielern aus Europa, den USA und Asien waren nahezu alle vor Ort, von Souquet über Immonen, van Boening bis Efren Reyes.

Allein, der Modus brachte viele Überraschungen. Wie lief es ab? Zuerst wurde in 14 Gruppen gespielt, wobei kein Gruppenmodus angewendet (jeder gegen jeden) sondern ein 8er Doppel KO über drei Runden gespielt wurde. Es qualifizierten sich zwei Spieler auf der Gewinner- und zwei auf der Verliererseite. Gespielt wurde mit "Magic Racks" (Schablonen) auf 7 Siege mit Wechselbreak.

Einige Partien wurden knapp, nicht alle Gruppen waren mit gleich starken Spielern besetzt, alles in allem setzten sich erwartungsgemäss die besten Spieler durch. David Plattner verlor seine beiden "Gruppenspiele" und musste den Heimweg ohne Preisgeld antreten.

Im mit 56 Spielern belegten 64er KO Tableau starteten einige mit einem Freiloss, welches auf Grund der Anzahl der verlorenen Spiele vergeben wurde. Die bestmögliche Klassierung war also mit zwei  Siegen 7:0 zu erreichen. Ein „Bye“ in der ersten Finalrunde garantierte immerhin 1'000 $ mehr Preisgeld.

Es wurde nun auf 9 Siege gespielt, vernünftig. Allerdings wechselten sich die Spieler beim Anstoss nicht mehr ab, sondern der Gewinner konnte am Tisch bleiben. Warum? Keine Ahnung, vielleicht weil seine Hoheit... etc.? Vermutlich nicht, ich bezweifle, dass seine Hoheit weiss wie ein Billardtisch aussieht. Eher wohl die Entscheidung launiger Bürokraten in irgendeinem Weltverband, die vermutlich auch erklären könnten weshalb 9-er und 10-er Ball zwei verschiedene Disziplinen sind (aber ich will mich nicht zum wiederholten Mal wiederholen).

Zum weiteren Verlauf gibt es nicht mehr viel zu sagen. Es kam, wenig überraschend, zu erstaunlichen Resultaten. Als Beispiel die Begegnung im Halbfinal zwischen Niels Feijen und Darren Appleton - aus der Sicht von Darren Appleton, der freundlicher Weise auf pro9 Kommentare abgibt.

"Es war ein guter Anlass, sie müssen immer noch einige Dinge verbessern, aber es wird jedes Jahr besser. 

Winner-Break mit Schablonen auf  7 und 9 Siege spielen ist ziemlich brutal auf diesem Niveau. Ich denke alle Spieler hätten abwechselndes Anstossen gewollt.

Im ersten Spiel[gegen Feijen]konnte ich Anspielen und die Bälle rollten gut, aber irgendwie fand doch keine ins Loch. Danach kam ich nicht mehr aus dem Stuhl bis zum 7:0. Niels hatte keine gute Ausgangslage nach dem Break und spielte ein Save, das mir nur einen schwierigen Jump-Shot als Option liess. Ich war nahe dran, aber leider nicht nahe genug. Niels schoss den Rest des Matches aus, ich kam nicht mal dazu bei meinem Spielqueue Kreide aufzutragen.

Ein solches Spiel habe ich in meinem Leben noch nie erlebt, aber ich habe meinem Gegner im Viertelfinal das gleiche angetan. Es ist grossartig, wenn Du am spielen bist, aber krank wenn Du zuschauen musst, besonders im Halbfinal einer Weltmeisterschaft! Aber es gab die ganze Woche tonnenweise 9er, 8er, 7er und 6er Serien.

Ich denke, dass ich am Turnier, grob geschätzt, 23 von 25 Mal abräumen konnte, wenn ich im Anspiel eine Kugel versenkt habe. Und vielen anderen Spielern ging es gleich, würde ich schätzen.

Jedenfalls, mit Wechselbreak hast du immer deine Chance am Tisch und es gibt viel mehr knappe Matchs, und das ist gut für das Turnier und für die Fans."

Vielleich hat Appleton mit seiner Quote von 23:25 etwas übertrieben, aber nehmen wir an ein Profi schafft durchschnittlich eine Serie von 4.5 - d.h. wenn er bei Winner-Break an den Tisch kommt und die Begegnung auf 9 Siege gespielt wird, hat sein Gegner im Schnitt noch eine einzige Chance den Match für sich zu entscheiden. Oder anders gesagt, für 9 Siege brauch ein Profi im Schnitt zwei Aufnahmen.

Als Vergleich: Beim Dreiband liegt der Durchschnitt bei den allerbesten Profis um die 1.5 Punkte pro Aufnahme. An einer Weltmeisterschaft wird auf 15 Punkte gespielt. Ein Spieler benötigt durchschnittlich 10 Aufnahmen um eine Partie zu gewinnen - und - man spielt auf 3 Gewinnsätze... ! Sinn und Zweck einer Weltmeisterschaft wären schliesslich im Normalfall, herauszufinden, wer der Beste der Besten ist.

Und zurück zum Turnier: Im Finale spielen heute Dennis Orcullo und Niels Feijen (40'000  bzw. 25'000 Preisgeld). Appleton und David Alcaide werden um den dritten Platz spielen (14 oder 10'000). Das Finale geht auf 10 Siege - winner-break. Kein Live-Stream, keine Fotos. Pool as usual.

 

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Kommentare

07.03.2011 04:30:33 von Sifu

Ich glaube kaum, dass Darren übertrieben hat mit seiner Einschätzung, ca. 23 von 25 Spielen (aber er meinte damit wohl Spiele, bei denen im Break etwas fiel, oder in dem dem Gegner im Break nichts fiel - da liegt seine Quote näher bei 100% als die von so ziemlich jedem) ausgeschossen zu haben. Er sah die ganze Woche lang wie einer der beiden Hauptanwärter auf den Titel aus (der andere war Orcullo). Vor allem zum Ende hin wechselten Aufnahmen fast nur noch aufgrund des Breaks (= keine versenkten Bälle oder versenkte Weisse). So betrachtet wäre Wechselbreak vielleicht Publikums-attraktiver, weil die Matches knapper werden (und es stimmt, dass es ohne Wechselbreak nie mehr um die Frage geht, wer der insgesamt komplettere Spieler ist, Matches werden gleichsam zur Momentaufnahme, ein weiteres noch am selben Tag könnte ohne weiteres mit einem gegenteiligen Resultat enden), trotzdem war z.B. Feijen gegen Appleton beeindruckend live zu sehen. Es ist nämlich nicht etwa so, dass alles "einfach" aussieht, im Gegenteil. Woran man sich, ob als Gegner oder als Zuschauer, gewöhnen muss, ist wie ungeheuer lange es dauert, bis "der andere" mal wieder an den Tisch kommt - ist ja nicht so, als ob die Leute sich beim 8-Ball auch nur annäherungsweise so beeilen würden wie etwa beim 9-Ball (wo's zugegebenermassen auch viel weniger nachzudenken gibt) - diese vielen Auspartien kommen schliesslich nicht dadurch zustande, dass da immer ein Picknick-Tisch liegen bleibt (bei den besten Breaker natürlich öfter der Fall), sondern dass die besten Spieler für fast jedes Problem eine Lösung finden (und die spielen auch bewunderswert stur nicht weiter, bevor sie diese gefunden haben - jedenfalls nicht ohne Shot-Clock, die aber im K.O.-System allenfalls noch Jason Klatt bekam, weil sein Gegner aus dem ausdrücklich darum bat, und wohl nur deshalb bekam, weil dieser aus dem arabischen Raum stammt - es ist wohl unnötig zu betonen, dass die Shot-Clock dann vollends dazu führt, dass Matches im Schnitt vom besseren Breaker gewonnen werden).

 

03.03.2011 12:01:38 von And_Amm_5

Ich weiss nicht, ob solche "Berichte" der richtige Wg sind. Dieser Bericht ist ein einziges Gemotze, was nicht gut war. Auch wenn du hier bei einigen Dingen sicherlich recht hast, aber ein Bericht über den Verlauf einer WM sollte schon ein wenig anders aussehen und nicht eine einzige Plattform für Kritik sein. So hilft man dem Billard überhaupt nicht.

 
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