Der Schritt war mutig, das Konzept vielleicht zu kurzfristig umgesetzt und zu wenig in der deutschen Billardgemeinde verankert. Im Herbst startete die Deutsche Billard Union das Projekt "Billard-Arena" in Stuttgart. Jeweils zwei Spieltage wurden in einem Holliday-Inn in der Nähe von Stuttgart ausgetragen. Von jeder Team-Begegnung wurde eine Partie live von Pool-Stage im Internet übertragen. Später konnten (und können) einige Partien auf der Seite der DBU abgerufen werden.
Was neu ist stösst leider oft fast reflexartig auf Ablehnung. Die Billard-Arena wurde von Anfang an sehr kontrovers aufgenommen und führte zu langen und heftigen Wortgefechten auf der deutschen Billard-Infoplattform Billard-Aktuell.
VViele deutsche Spieler monierten, dass sie am Samstag selber Ligaspiele auszutragen hätten und deshalb keine Gelegenheit fänden sich die Spiele im Internet anzuschauen. Ein Einwand, der vermutlich schwer wog und kaum von der Hand zu weisen ist. Manche Teilnehmer beklagten sich über die zu langen Anfahrtswege, welche nun ungleich verteilt seien, andere beschwerten sich über das Material. Die sicher guten SAM K-Steel Tische waren eigens für die Billard-Arena bereitgestellt worden und - verständlicher Weise - mit einer 1-teiligen Platte ausgerüstet. Diese für SAM möglicherweise unübliche Konstruktion gab anscheinend zu Beginn einige Probleme auf, die sicher hätten behoben werden können. Jeder Anfang ist mit Mühsal verbunden, schade blieb den Verantwortlichen nicht mehr Zeit, daraus zu lernen.
Kaum Anlaufschwierigkeiten hatte das Team von Pool-Stage. Die Aufzeichnungen und Übertragungen waren stets erstklassig. Da steht eine junge Equipe bereit, jederzeit wieder hilfreiche und professionelle Unterstützung zu bieten. Wir hoffen, die Gelegenheit wird nicht lange auf sich warten lassen.
In wiefern das ganze Konzept stimmig war ist schwierig zu sagen. Die offenen Fragen sind ungezählt, sie beschränken sich keineswegs nur auf die Bundesliga. Meines Erachtens war die parallele Einführung von 9er und 10er Ball enorm kontraproduktiv. Es ist nahezu unmöglich, einem "nicht Insider" begreiflich zu machen, weshalb es sich um zwei verschiedene Disziplinen handeln soll. Selbst für mich ist es mit über dreissig Jahren Billard-Erfahrung nicht nachvollziehbar.
Ob Pool als Mannschaftssport die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zu ziehen vermag ist ein anderer viel besprochener Angelpunkt. Ohne Zweifel verdankt die DBU ihre beachtlichen und weltweit vielleicht einmaligen Erfolge dem Team-Konzept. Ob man zuoberst auf Skala vielleicht einen anderen Modus wählen sollte ist jedoch eine andere Geschichte.
Zur Vermarktung des Billards allgemein dürfte sich eine Bundesliga jedenfalls schlecht eignen, das lässt sich bei vielen anderen Sportarten, die mehr Anhänger als Billard haben, erkennen. Tennis erfreut sich international enormer Popularität (hierzulande natürlich Dank Federer) - aber wer hat schon mal eine Tennis Schweizermeisterschaft am Fernsehen gesehen oder weiss wer auf nationaler Ebene bei den Ski- oder Radfahrern vorne dabei ist.
Wenn es darum geht, Billard über Massenmedien bekannter zu machen, müssen die Kräfte gebündelt werden. Die europäischen Landesverbände sollten helfen der Eurotour ein professionelleres Fundament zu schaffen. Eine starke und fest verankerte Eurotour würde allen helfen. Nationale Meisterschaften müssen regional vermittelt werden, was zunächst wie ein Widerspruch tönt. Aber die Berner Zeitung berichtet über das Geschehen des Nationalliga A Unihockey-Clubs Wiler Ersigen - die Genfer interessieren sich vermutlich kaum oder gar nicht dafür.
In der Schweiz werden wir einen grossen Schritt geschafft haben, wenn die Tageszeitungen wieder regelmässig Notizen über den Billard in ihr Sportressort aufnehmen. Bis dahin wird es noch eine Weile dauern, denn es ist zu verstehen, dass sich Freddy-Fan nicht für eine Sportart interessiert, die schweizweit kaum ein paar Hundert Spieler zu organisieren vermag.
Die Knochenarbeit wird uns nicht erspart bleiben. Ich befürchte, wir werden nochmals von vorne beginnen müssen. Besser wir fangen damit an, solange noch einige Center zur Verfügung stehen.
Thomas Ramseyer
Mitteilung der DBU - von Ralph Habig Marketingverantwortlicher der DBU
Das Präsidium der Deutsche Billard-Union gibt bekannt, dass der Spielbetrieb in der Stuttgarter Billard-Arena als Teilaustragungsort der Pool-Bundesliga 2010 / 2011 nach dem heutigen 8. Spieltag eingestellt wird.
Obwohl die Saison 2010/2011 erst vor wenigen Wochen mit einem völlig überarbeiteten Konzept begonnen hat, muss zum derzeitigen Zeitpunkt festgestellt werden, dass die gesteckten Ziele bislang nicht erreicht wurden und bei Betrachtung der Umstände auch nicht mehr erreicht werden können. Das Präsidium musste feststellen, dass es sich bei dem Konzept um ein perspektivisch sinnloses Unterfangen handelt und das Konzept Billard-Arena somit als gescheitert zu betrachten ist.
Wochenlange Gespräche und Verhandlungen mit Partnern aus dem Billardsport, externen Partner und Freunden sowie Sponsoren ließen die Verantwortlichen vor Saisonbeginn optimistisch in die Zukunft blicken. Es schien, als ob der jahrelange Wunsch vieler Billardsportler und Billardsportlerinnen, auf öffentliche Wahrnehmung und Anerkennung, endlich in Erfüllung gehen sollte. Viele Partner konnten im Vorfeld für dieses Vorhaben und die damit verbundenen Visionen gewonnen werden.
An dieser Stelle soll natürlich auch nicht verschwiegen werden, dass es nicht nur Befürworter dieses Projektes gab, sondern naturgemäß auch Kritiker. Dies ist an sich auch nicht zu beanstanden, zumal das Recht auf freie Meinungsäußerung im Grundgesetzt verankert ist. Jedoch musste das Präsidium klar feststellen, dass die Vereine das Konzept Billard-Bundesliga in der Billard-Arena Stuttgart nicht angenommen haben und es von Anfang an teilweise sogar sehr massiv byokottiert haben. Es wäre daher auch unverantwortlich gegenüber dem Billardsport in Deutschland, dieses kostenintensive Projekt weiter zu unterstützen, wenn die beteiligten Vereine dies nicht wollen. Daher hat das Präsidium den Beschluss gefasst, die weiteren in der Billard-Arena Stuttgart geplanten Spieltage abzusagen.
Nicht nur das Präsidium bedauert diesen Entschluss sehr, da das Präsidium mit seinen Partnern im Vorfeld vom Gelingen des Projektes überzeugt war und auch viel dafür getan hat. Der Bundessportwart Pool wird zeitnah einen geänderten Spielplan veröffentlichen.
Unseren besonderen Dank gilt an dieser Stelle allen Partnern und Förderern, die bis heute viel Arbeit und Ideen in dieses Projekt investiert haben:
- der Firma Buschbillards
- der Firma exutec
- der Stadt Stuttgart
- dem Holiday Inn Stuttgart
- den Mitarbeitern von Pool-Stage
- dem Landesverband Baden-Württemberg
- den Schiedsrichtern und Helfern
- und natürlich den Sportlern, die sich im Verlauf der Saison professionell verhalten haben
Mit sportlichem Gruß
Das Präsidium der DBU
|