Quelle: EPBF Press Relaese, Achin Gharbi
Die Poolbillard-Europameisterschaft in Sankt Johann ist am Samstag Abend mit sensationellen Finalspielen und einer prachtvollen Zeremonie zu Ende gegangen. Mehrere hundert Zuschauer im Alpina Sporthotel und viele tausend Zuschauer vor dem Computerbildschirm feierten die drei neuen Titelträger im 9-Ball enthusiastisch. Europameister 2009 wurde bei den Männern Nick van den Berg, bei den Damen Jasmin Ouschan und Jouni Tahti bei den Rollstuhlfahrern.
Die 9-Ball-EM 2009 der Männer war gespickt mit vielen Überraschungen: Während viele etablierte Spieler schon früh die Segel streichen mussten, standen einige „Billardzwerge“ im Rampenlicht. Dank ihnen verlief der Wettbewerb so spannend und aufregend wie nie. Das allgemeine Spielniveau war derart hoch, dass (fast) jeder jeden schlagen konnte. Über Sieg und Niederlage entschieden oft nur Millimeter, kleine Konzentrationsfehler und manchmal auch das bisschen Glück mehr beim Break!
Nicht die hochgehandelten Stars wie Ralf Souquet, Oliver Ortmann und Darren Appleton brillierten in den vier 9-Ball-Tagen, sondern jugendliche Nobodies wie der 15-jährige Österreicher Mario He und der 17-jährige Russe Ruslan Chinahov gaben den Ton an. Mario He, der bei der Eurotour in Paris mit seinem zweiten Platz als jüngster Runner-Up aller Zeiten für großes Aufsehen sorgte, scheiterte erst im Halbfinale an dem späteren Sieger Nick van den Berg. Und auch Ruslan Chinahov, der bei der letzten Jugend-EM in Willingen kräftig abräumte, hat den Sprung in die Spitze Europas auf Anhieb geschafft. Er erreichte sensationell mit seinem Sieg gegen Marcus Chamat im Semifinale das EM-Endspiel und unterlag hier nur dem niederländischen Superstar Nick van den Berg knapp mit 8:9.
Van den Berg, der zum ersten Mal Europameister wurde, schrie nach seiner letzten Kugel seine ganze Anspannung aus sich heraus, sprang vor Freude auf den Tisch und reckte die Arme in die Höhe. Mit 9:8 hatte er den Newcomer dieser EM gerade noch auf Distanz halten können. Das Finale stand zu jeder Zeit auf der Kippe und hätte van den Berg nicht zwei sensationelle Bälle im alles entscheidenden Match ausgepackt, er hätte das Finale verloren und den jungen Russen zum Europameister gekürt.
Bei den Damen verleitete Jasmin Ouschan die österreichische Medienlandschaft nach ihrem Sieg im 9-Ball zu wahren Jubelorgien. Obwohl sie das angestrebte „Triple“ bereits im ersten Wettbewerb durch ihre Finalniederlage im 14.1 gegen Gerda Hofstätter verfehlt hatte, feierte die Presse sie nach ihrem fulminanten 7:0-Endspielsieg gegen die Tschechin Veronika Hubrtova wie einen Popstar. Die Österreicherin, in der viele Experten eine kommende Weltmeisterin bei den Männern sehen, hatte bereits im Vorjahr den 8-Ball-Titel geholt. „Das 9-Ball-Finale zu gewinnen war mein größter Wunsch. Ich bin überglücklich“, betonte Jasmine Ouschan, die in der Stunde ihres Triumphes auch nicht ihre langjährigen Förderer vergaß: „Grüße an meine Sponsoren und ein großer Dank an meinen Manager und Freund Mike Neumann!“
Seine zweite Goldmedaille holte sich bei den Rollstuhlfahrern der Finne Jouni Tahti. In einem packenden Finale setzte er sich mit 7:6 gegen den Briten Roy Kimberley durch, nachdem er bereits mit 1:5 hinten lag. Bronze gewannen der Brite Karl Read und der Ire Fred Dinsmore
Zum größten Gewinner der Europameisterschaften 2009 schwang sich allerdings der Ausrichter selbst auf. Die „European Pool Billard Federation“ (EPBF) hatte in Sankt Johann technisch immens aufgerüstet und einen hoch qualitativen Live-Stream ins Netz gestellt. Viele Billardfans aus aller Welt nutzten das Angebot der insgesamt 11 TV-Tischen und fieberten vor dem Computer mit. Kommentiert wurden die Streams von dem bekannten Buchautor und Billardtrainer Ralph. G. Eckert, der mit seinem Fachwissen brillant durch die Partien führte. Für die nahe Zukunft plant die EPBF ein kostengünstiges Jahres-Abo für alle Live-Streams von den Eurotouren und den Europameisterschaften.
Der Präsident der EPBF, Gre Leenders, bedankte sich in der Abschlusszeremonie bei den Organisatoren für ihre vorbildliche Arbeit und sprach auch den Sportlern ein großes Lob für ihr faires Verhalten und ihre Höchstleistungen während der Wettbewerbe aus. Leenders verabschiedete in seiner Rede auch ein verdientes Mitglied aus der EPBF-Vorstandschaft. Der Deutsche Udo Weyland, der über viele Jahre die Geschicke der europäischen Jugend lenkte und zuvor als Sportdirektor tätig war, zeigte sich sichtlich ergriffen. Die EPBF zollte dem scheidenden Weyland für seine erbrachten Leistungen höchste Anerkennung und verlieh ihm die Ehrenmitgliedschaft. Leenders schloss mit den Worten: „Danke Sankt Johann, auf Wiedersehen in Kroatien im April nächsten Jahres!“
Achim Gharbi (EPBF)
Fotos: Helga Ackermann
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