von Thomas Ramseyer - swissbillard
Update Montag, 22.3.2010
David Alcaide bestätigt seine guten Leistungen vom letzten Jahr (2. Platz an den 10er Ball Weltmeisterschaften) mit einem erstklassigen Sieg gegen den erst 20 jährigen Ukrainer Artem Koshovj. In nur drei Aufnahmen gewann er mit 125 :3 Punkten und erzielte zwei Serien von 66 und 59 Punkten.
|
Ein weiterer Titel für die junge Österreicherin Jasmin Ouschan, die im Finale gegen Gerda Hofstätter die Konzentration nicht verlor. Ihr Bruder Albin verlor unglücklich gegen seinen Kameraden Mario He, gegen den er gleich zweimal antreten musste!
|
Zunächst sah es nicht gut aus für den Südspanier. Er verlor seine Erstrundenpartie gegen den Slowaken Polach ziemlich klar. Danach fand Alcaide zu immer besserer Form und gewann alle weiteren Spiele mit Serien von 76, 90 und 123 (gegen den bedauernswerten Holländer Niels Feijen).
Auf dem dritten Platz landeten der Holländer Nick van den Berg und Landsmann Huidji See. See verlor im Halbfinale gegen Koshovj, dem in dieser Partie eine 93er Serie gelang.
Bei den Damen wurden die beiden Österreicherinnen Jasmin Ouschan und Gerda Hofstätter ihren Favoritenrollen gerecht und schafften beide den Weg ins Finale ohne nennenswerte Zwischenfälle. Im Kampf um die Goldmedaille musste die vorwiegend in den USA spielende (und wohnende?) Gerda Hofstätter ihrer jüngeren Team-Kollegin den Vortritt lassen. Ouschan gewann klar mit 75 : 19 Punkten in 11 Aufnahmen.
Samstag, 20. 3.2010
Am Donnerstag starteten in der Kroatischen Hauptstadt Zagreb die Europameisterschaften im Pool-Billard der Damen und Herren sowie der Rollstuhlfahrer. Fünf Schweizer Spieler haben sich am Mittwoch mit einer Turboprop Maschine der Coratian-Airlines auf den Weg gemacht. Sascha Specchia, Pascal Nydegger und Yann Hofmann sind bei den Herren aktiv, Jennifer Fleckenstein und Claudia Kunz bei den Damen.
|
Schaffte keinen glücklichen Einstand, Sascha Specchia, der älteste Schweizer EM-Teilnehmer. Er nahm schon als Schüler an den Europameisterschaften teil. Sein bestes Ergebnis ist die Silbermedaille im 9-er Ball 2002. |
Leider nicht am Start ist der amtierende 14-1 Europameister Dimitri Jungo, der aus beruflichen und organisatorischen Gründen auf eine Teilnahme verzichtete. Überhaupt sind einige der Top Spieler, auch aus der Eurotour Rangliste, nicht in Zagreb. Das ist etwas schade, weil man sich für eine Europameisterschaft natürlich den Vergleich der Besten der Besten wünscht. Dennoch wird das Niveau auch dieses Jahr sehr hoch sein, wie die Schweizer und Schweizerinnen gleich zu beginn erfahren mussten.
Bei den Herren landeten im 14-1 alle drei auf dem 49. Schlussrang. Vor allem Sascha Specchia, eigentlich ein starker Straight-Pool Spieler, dürfte darüber enttäuscht sein. Er kam gegen den Kroaten Sudic nicht auf Turen, genau wie Pascal Nydegger gegen den Griechen Kazaki, gegen den er nach einem 76:76 trotzdem klar mit 125:85 verlor.
Immerhin, Nydegger und Specchia gewannen je eine Partie und mit einer 60er (Nydegger) und einer 55er Serie zeigten sie, dass Potential für bessere Resultate vorhanden ist. Yann Hofmann, der zum ersten Mal an einer Europameisterschaft teilnimmt, und auch sonst nicht viel internationale Erfahrung hat, ist die psychische Belastung sicher besonders hoch. Er erwischte mit Sandor Tot gleich einen bekannten Gegner, der allerdings nicht als 14-1 Spezialist bekannt ist.
|
Nur Spielen ist schöner. Marcus Chamat, der kleine grosse Schwede, nahm am 14-1 Wettbewerb nicht teil, sondern trat erst beim 10er Ball an. Dort eliminierte er als erstes Sascha Specchia mit 7:5. In zehn Jahren gewann er an den Europameisterschaften der Herren bereits 5 Medaillen, darunter je einmal Gold im 9er und im 8er Ball. Im Vorjahr wurde er Dritter im 9er Ball. |
Bei den Damen erreichte Claudia Kunz einen ordentlichen 9. Rang und die Schweizer Team-Jüngste, Jennifer Fleckenstein, beendete den Wettkampf auf dem 17. Platz. Ihre zweitletzte Partie gewann Claudia glücklich mit einer 20er Serie nach fast zweieinhalb Stunden mit 75:73. Das Damenfeld dürfte in allen Disziplinen von den beiden Österreicherinnen Gerda Hofstätter und Jasmin Ouschan dominiert werden. (Zum Beispiel: Ouschan gegen Christiansen (NOR), 75:2 in sechs Aufnahmen nach einer Stunde und einem 56er Schlussbreak.)
Mit Pascal Nydegger haben wir quasi auf Kosten des Verbandes einen Reporter von Ort in Zagreb, der hoffentlich von Zeit zu Zeit Eindrücke von der Front schicken wird. Von der Organisation des Anlasses war er schon Mal beeindruckt.
Im frühlingshaften Zagreb residieren die Spieler in einem Erstklasshotel. Die Pooltische von Dynamic sind auf zwei Räume aufgeteilt. Im Erdgeschoss befinden sich 18 Tische, auf denen alle Partien über Live-Stream zu sehen sind. Dazu kommt ein weiterer Raum im Style einer Billard-Lounge mit 6 Tischen.
|
Auch Billardspieler können aussehen wie Rockstars - oder umgekehrt! Craig Osborn, der 30 jährige Engländer aus Ipswitch nimmt zum zweiten Mal an einer EM Teil. 2008 wurde er von Dimitri Jungo im 8er Ball aus dem Turnier geworfen. |
Für 50 Euro bieten die Organisatoren ein Live-Stream Paket für die ganze EM an. Tisch eins ist der eigentliche TV-Table mit mehreren Kameras, Live-Kommentar und einer hohen Auflösung. Die anderen 17 Tische werden von je einer Kamera überwacht, bzw. aufgezeichnet.
Auf Tisch zwei kann ich beispielsweise zur Zeit sehen, wie der Deutsche John Blacklaw dabei ist, David Alcaide zu zerlegen, nachdem er zuvor noch mit minus! zwanzig im Rückstand gelegen hatte... [Alcaide gewann schliesslich doch noch - Anmerkung der Red.]
Wer sich für Billard interessiert sollte die 50 Euro aufwerfen und sich eine Ladung Motivation und Inspiration für die nächsten Monate holen. Mein Tipp: Live-Stream mit ein paar Freunden teilen! Es werden so viele Stunden gespielt, da kriegt jeder was ab. Für diejenige, die nicht so gerne Pool-Billard schauen (dazu gehören leider die meisten Billardspieler und der Rest der Welt) ist der Live-Stream vielleicht nicht zu empfehlen, ich glaube, sie bringen nur Billard. Aber Jasmin Ouschan dürfte oft zu sehen sein!
Mehr zum Thema Sexismus im Billard gibt's sicher irgendwo auf einem anderen Blog, mehr zur EM gibt's bald hier!
|