Sonntag, 10. Juli 2:11 | 4638 x gelesen | 0 Kommentare | |||||||||||||||||||||||||||||
Richard Jones gewinnt Eurotour in Österreich | |||||||||||||||||||||||||||||
Turniernotiz und Kommentar zur 9-Ball Eurotour in Stankt Johann - Thomas Ramseyer swissbillard.ch 175 Spieler aus ganz Europa trafen sich im österreichischen Sankt Johann zur 9-Ball Eurotour. Die neuen Dynamic III TV-Tische waren schwierig zu spielen, was den professionellen Teilnehmern entgegen kam. Dennoch kam für einige Topspieler ein relativ frühes Aus, weil die Glücksgötter in den schnellen 9-Ball Matchs auf 9 Siege nicht auf ihrer Seite standen. Tag der AussenseiterIm Halbfinal setzten sich überraschend die zwei nicht favorisierten Das und Jones gegen Sniegocki beziehungsweise Gray durch. Der Pole unterlag Serge Das unerwartet klar mit 9:3 nachdem er zuvor unter anderem den Eurotour zweiten Chris Melling als auch den Gewinner der letzen beiden Eurotour Stops, Ralf Souquet, (beide mit mit 9:7) aus dem Rennen geworfen hatte.
Sieben Engländer hatten den Cut ins Finaltableau überstanden und nur Karl Boyes schaffte den Sprung in die letzten 16 nicht (5:9 gegen Albin Ouschan). Danach mussten sie wohl oder übel beginnen sich gegenseitig zu eliminieren. Mark Gray bezwang Imran Majid und Richard Jones Darren Appleton mit 9:7. Im Halbfinal fanden sich die beiden Kollegen, die sich oft das Zimmer teilen und zusammen reisen, am gleichen Tisch wieder. Richard Jones hatte den besseren Tag erwischt und schaffte es mit einem weiteren 9:7 Sieg in den Final. Er freute sich über diesen Erfolg gegen Gray, der schon zweimal eine Eurotour gewonnen hat und viermal auf den Dritten Platz gekommen ist. Im Final ging Jones rasch mit 4:1 in Führung. Im 6. Spiel foulte Das im Anstoss. Jones räumte ab bis zur Sieben, die er verschoss und somit eine erste Vorentscheidung vergab. Der 32 jährige Belgier Serge Das, der sich gegenwärtig in besserer Form befindet als auch schon, nutzte die Gelegenheit und kam bis auf 6:5 an Jones heran. Doch als im 12. Spiel keine Kugel viel entschied der Engländer ein Save-Duell für sich und räumte den nächsten Tisch ab. Nun trennte ihn nur noch eine Neun von seinem ersten Eurotour Sieg. Diese Neun schaffte Richard Jones nach einem weiteren taktischen Spiel. Auch für Das gab es in Sankt Johann die erste Medaille an einer Eurotour. Sein bisher bestes Resultat war ein neunter Platz in Paris im Januar, was seine ansteigende Formkurve beweist. Keine Schweizer Spieler im KO FeldVon den aus der Schweiz angereisten Spielern kam einmal mehr Dimitri Jungo am weitesten. Im Gegensatz zur letzten Eurotour in Italien scheiterte er diesmal jedoch erneut in der Verliererqualifikation wie schon Anfang Jahr in Paris. Pascal Nydegger und Fabrizio Burato gewannen zweimal und beendete das Turnier auf dem 65. Platz, Ambord Elvis und Pascal Wirth wurden 97. Eric Juvet sowie Markus Weber vermochten dagegen keine Partie zu ihren Gunsten zu entscheiden. Warum 9-Ball?Warum wird auf der Eurotour nach wie vor vorwiegend 9-Ball gespielt? Vermutlich weil Neunball die stärkeren Spieler klar benachteiligt, bzw. den schwächeren Spielern einen überproportionalen Vorteil verschafft. 80 Prozent der Spieler haben gegen die besten Europäischen Profispieler, die heute die Eurotour Rangliste anführen, nur dann eine Chance wenn sie das Glück - und zwar nicht zuwenig davon - auf ihrer Seite haben. Ein Profi, der auf 70 Stösse nur einmal verfehlt, der 8 von 10 Mal im Anstoss mindestens eine Kugel versenkt (und zwar nicht die Weisse!), hat gar nicht oft Gelegenheit "Schwein" zu haben. Schwächere Gegner, die jeden 10. Stoss verfehlen und nur in der Hälfte der Breaks oder seltener eine Kugel versenken, haben in jeder Partie mehrere Momente in denen sie mit einem blauen Auge davonkommen können.
Als Beispiel die Beschreibung von Thomas Overbeck (pro9) der Partie zwischen Mateusz Sniegocki und dem Tour-Zweiten Chris Melling. In 10 von 16 Breaks wurde keine Kugel versenkt! Melling lochte gerademal eine Kugel in sieben! Anstössen. Melling verfehlt im ganzen Match nicht wirklich einen einzigen Ball. "Ich denke ich habe gut gespielt, der Match lief einfach unglücklich für mich", meinte der Engländer anschliessend. Erklärungen, die man im Pool oft hört. Im Tennis würde es heissen, ich habe gut gespielt und kaum Fehler gemacht. Der Gegner war heute einfach stärker. Was war geschehen? Beim Stande von 3:3 traf Sniegocki die 1 nach einem Safe von Melling und versenkte sie unbeabsichtigt, danach räumte er den Tisch. Im neunten Spiel versenkte der Pole glücklich die Neun als er auf die Eins Sicherheit spielen wollte. Beim Stand von 7:8 für Siegocki traf Melling einmal mehr keine Tasche im Anstoss. Sniegocki versenkt die eins und verfehlt dann die Zwei - die allerdings, Schwein gehabt, den Weg in ein anderes Loch fand... Wenn man gegen gegen Chris Melling spielen muss (die letzten Resultate: 9/3/17/17/1/9/5) und dieser nur einmal in sieben Breaks eine Kugel versenkt hat man Fortuna schon mal weit auf seiner Seite. Wenn man dann auch noch dreimal eine Kugel dusseln kann geht das Richtung Fünfer mit Zusatzzahl im Lotto. Mateusz Sniegocki ist ein erfahrener Poolspieler. Er hätte vielleicht auch im 10er Ball gegen Melling gewonnen. Aber warum nicht einfach das Glück so weit möglich und sinnvoll aus dem Spiel verbannen, wie dies beim 10-er Ball der Fall ist? (Zusätzlich verbessert würde die Regel durch Verlierer-Break!). Profis wollen 10-Ball und 14-1 spielen.Vor einem Jahr wurde die Association of Billiard Professionals gegründet (ABP), deren heute ein grossteil der Profispieler angehört. Darunter Souquet, Melling, Appleton, Gray, Reyes, Bustamante, van Boening, Archer, Immonen, Feijen und viele mehr. In einem Statement erklärte die Vereinigung kürzlich: Die Vereinigung wird befürworten, alle Turniere 10-Ball zu spielen, akzeptiert aber bis auf weiteres auch 9-Ball... Die Eurotour ist nach wie vor auf das Startgeld der vielen Spieler angewiesen, die sich selten oder nie in die Finalrunde spielen können. Diesen wird durch die 9-er Ball Regeln ein Türchen offen gelassen. Mit viel Glück im rechten Moment können auch sie es schaffen einen Souquet, einen Appleton oder van den Berg zu schlagen. Aber soll eine professionelle Billardtour wirklich auf einer solchen Poker-Mentalität aufbauen? Die Leidtragenden sind nicht zuletzt die besten Spieler. Alles Training, alle Konzentration kann vor einem Erlebnis, wie es Melling an diesem Turnier widerfahren ist, nicht bewaren. Natürlich setzten sich die besten Spieler auf Dauer so oder so durch, aber eben nur auf lange Sicht. Wie würde wohl Souquets unglaubliche Eurotour Bilanz aussehen, wenn immer schon 10-er Ball gespielt worden wäre (oder zumindest 9-Ball mit Ansagen)?
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