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EM-2011: Senior Stephan Cohen 10-Ball Europameister.
 

Bericht über die Pool EM in Brandenburg 2011  von Thomas Ramseyer - swissbillard.ch

3.4.11

Stephan Cohen und Jasmin Ouschan gewinnen Gold im 10-Ball

Beim 10-Ball der Herren reüssierte gestern Abend der 39 jährige altinternationale Franzose Stephan Cohen gegen Radoslaw Babica aus Polen. Für beide war es die sechste Medaille an einer EM, wobei Babica noch nie Gold gewinnen konnte.

 

Der Pole Radoslaw Babica an der EM 2011 in Brandenburg im Pool Billard

Der junge Österreicher Mario He, der deutlich älter wirkt als siebzehn, spielte sich mit überragender Treffsicherheit ins Finale. Dort fehlte ihm jedoch die Rutine um gegen den erfahreneren Nick van den Berg bestehen zu können. Bereits 2009 verlor der damals erst 15 jährige He gegen van den Berg im 9Ball Halfainal der EM.  

Trotz dem Doppelsieg im 8er Ball war diese Europameisterschaft für die Deutschen  eine herbe  Enttäuschung. Ausser Dominic Jentschs Gold- und Souquets Sibermedaille kam die Deutsche Mannschaft vor heimischem Publikum zu keiner weiteren Auszeichnung. Besonders schlimm sah es bei den Herren im 9er Ball aus. Bereits im Achtelfinal stand kein Deutscher mehr am Tisch. Im 10er Ball kam Souquet dank eines Jahrhundertballs im letzten Spiel gegen Mario He mit 8:7 noch knapp eine Runde weiter. Im Viertelfinal verlor der Kaiser, der der das ganze Turnier über nicht wirklich auf seiner Höhe schien, mit demselben Resultat gegen Radoslaw Babica.

Im Halbfinal standen der Portugiese Manuel Gama gegen Stephan Cohen, sowie Babica gegen den Russen Konstantin Stepanov. Sowohl Babica als auch Cohen hatten wenig Mühe mit ihren Gegnern und gewannen klar mit 6 respektive 5 Spielen Vorsprung.

Babica vier mal hintereinander mit 8:7!

Babica hatte die zweite Partie verloren und gewann bis ins Final nicht weniger als fünf mal mit 8:7, davon vier mal in Serie. Zuerst gegen Ortmann in der Verlierer- Qualifikation, dann gegen den  Dänen Larsen, gegen Markus Chamat und schliesslich im Viertelfinal gegen den Kaiser. Um ein Haar wäre es auch im Final zum gleichen Resultat gekommen. Babica vergab aber seine letzte Chance unglücklich indem er auf die Acht die Weisse versenkte und so den Gleichstand zum 7:7 verpasste.

Situation Cohen-Babica Finale EM 2011 10 Ball Pool Billard Brandenburg

Cohen hatte sauber abgeräumt und fand sich mit vier Kugeln auf dem Tisch in der obigen Situation. Weil das Fenster mit Position auf die Acht relativ klein war entschied er sich die beiden Kugeln zu trennen. Dabei traf er einige Millimeter zu weit nach rechts, direkt auf die Neun und fand sich in einer Unmöglichen Situation auf die Acht.   

Situation Cohen-Babica Finale EM 2011 10 Ball Pool Billard Brandenburg

Nach kurzem Ärger und Überlegung entschied er sich für ein Save nach dem eingezeichneten Muster. Die Acht kam aber zu kurz und blieb gur spielbar vor dem Eckloch stehe. Alles sah nach einem weiteren 8:7 Resultat aus. Fünf Mal schon hatte Babica in diesem Wettkampf mit nur einem Spiel Vorsprung gewonnen.   

Situation Cohen-Babica Finale EM 2011 10 Ball Pool Billard Brandenburg

Babica versenkte erwartungsgemäss die Acht, liess jedoch die weisse zu weit laufen, bis sie schlisslich im Zeitlupentempo in die Ecktasche fiel. Cohen hatte bei Ball-in-Hand keine Mühe mit den letzten beiden Kugeln und wurde zweiter Europameister im 10-Ball nachdem dieser Wettbewerb 2010 erstmals ausgetragen wurde.   

Cohen war sogar schon nach der ersten Partie auf die Verliererseite gewechselt. Danach spielte er aber den ganzen Wettbewerb hindurch einwandfrei und geriet vor dem Finale nur einmal, gegen den Schweden Jan Lundell beim 8:7 an den Rande einer Niederlage. Vom Achtelfinal an gewann er gegen Petroni 8:2, gegen den Portugiesen Correia 8:3 und gegen Manuel Gama ebenfalls 8:3.

Der französische Senior Stephan Cohen beweist damit eine Aufsteigende Form. An der Eurotour belegt er momentan den 9. Tabellenplatz wobei er in Italien einen dritten Rang zu verteidigen haben wird. Für Cohen ist es die zweite Goldmedaille nach einem Triumph im 9-Ball 2008, ebenfalls in Deutschland.

Jasmin Ouschan dominiert EM (fast) wie gewohnt

Abgesehen von Ihrem Patzer gegen die Finnin Marika Poikkijoki im Achterball dominierte die 25 jährige Österreicherin die EM der Damen vom ersten bis zum letzten Ball. Sie gewann 9er und 10er Ball sowie 14-1 und verlor ausser gegen Poikkijoki keine einzige Partie. Im 8er, 9er und 10er Ball hatte sie eine Bilanz von 101:40 Spielen in 17 Partien.

Auch im letzten Jahr hatte sie an der EM lediglich eine Partie verloren (gegen Line Kjorsvik im 9er Ball 7:3) und musste somit an zwei aufeinanderfolgenden Europameisterschaften lediglich zweimal als Verliererin vom Tisch.

Wie lange sie diese Vormachtstellung noch halten können wird ist offen. Junge Spielerinnen drängen nach vorne und sind jederzeit zu aussergewöhnlichen Leistungen im Stande. Nataliya Seroshtan aus Russland sowie die Belgierin Kamila Khodjaeva haben beide Jahrgang 1996. Noch fehlt ihnen die Erfahrung der 10 Jahre älteren Ouschan, aber erfahrungsgemäss ist der Form- und Leistungsanstieg zwischen 15 und 20 Jahren im Billard oft gewaltig.

 

Geschlecht und Alter sind nicht entscheidend

yuliya-vevseyenko an der EM 2011 in Brandenburg

Billard hat durchaus ästhetische Momente, wie die junge Ukrainerin Yuliya Vevseyenko bei diesem Stoss beweist.

Etwas besonderes im Billard bleibt nach wie vor die Tatsache, dass sich ein Spieler auch im fortgeschrittenen Alter behaupten kann und in der Lage ist, grosse Turniere als Sieger zu beeenden. Sowohl beim Carambole als auch im Pool-Billard ist es keine Seltenheit, dass ein internationales Turnier von einem über Vierzigjährigen gewonnen wird. Die gegenwärtigen Anführer der Snooker Weltrangliste John Higgins und Mark Williams haben beide Jahrgang 75 und Stephen Hendry, immerhin noch auf Rang 13, wurde im Januar vierzig.

Geschlecht und Alter spielen beim Billard keine Rolle. Für die Verbreitung und Förderung des Billards in der Schweiz wäre es deshalb eminent von der sinnlosen Unterteilung in Mädchen, Junioren, Senioren und wie sie alle heissen wegzukommen. Viel wichtiger wären aussagekräftige Stärkeklassen welche die Spieler zu motivieren vermögen weil sie sich dort ihrem Spielniveau entsprechend weiterentwickeln und steigern können.



 

 


1.4.11

9-Ball EM der Herren Live auf Eurosport 2

Der gegenwärtige Tabellenführer der Eurotour, der 30 jährige Holländer Nick van den Berg, gewann gestern Abend in einem einseitigen Finale gegen den erst 17 jährigen Österreicher Mario He.

Der Österreichische Junior Mario He an der EM 2011 in Brandenburg

Der junge Österreicher Mario He, der deutlich älter wirkt als siebzehn, spielte sich mit überragender Treffsicherheit ins Finale. Dort fehlte ihm jedoch die Rutine um gegen den erfahreneren Nick van den Berg bestehen zu können. Bereits 2009 verlor der damals erst 15 jährige He gegen van den Berg im 9Ball Halfainal der EM.  

Die Halbfinals und das Finale wurden live auf Eurosport 2 übertragen. Um die Geduld der TV Zuschauer nicht übermässig zu strapazieren wurde mit einer sogenannten "Shot-Clock" gespielt. Jeder Spieler hatte pro Stoss 35 Sekunden Zeit und pro Partie einmal das Recht diese Frist auf 1 Minute zu verlängern. Dieser Umstand sowie die Tatsache, dass sich die meisten Spieler nicht gewohnt sind vor laufenden TV Kameras zu spielen, haben vermutlich zu der ungewöhnlich hohen Fehlerquote bei allen Akteuren geführt.

Sowohl He als auch van den Berg zeigten im Halbfinal etliche Mühe. He spielte gegen den nur zwei Jahre älteren Spanier Francisco Sanchez Ruiz. Beide sind ausgezeichnete Potter lassen aber in entscheidenden Momenten taktisches Geschick und Feingefühl bei Saves vermissen. Sanchez Ruiz schoss punkto Fehler vielleicht den Vogel ab, als er mit Ball in Hand eine Fünf vierzig Zentimeter vor dem Loch entlang der kurzen Bande verschoss. Auch van den Berg zeigte Schwächen gegen seinen Halbfinalgegner Huidji See (ebenfalls Holland) und liess diesen nach unnötigen Unachtsamkeiten immer wieder ins Spiel kommen.

Im Finale trat van den Berg gefasster und sicherer auf. Zwar leistete er sich immer noch unnötige Patzer, die He allerdings nicht auszunutzen wusste. Der Holländer dagegen packe jede Gelegenheit, die ihm geboten wurde und schloss zielstrebig Partie um Partie zum raschen 11:3 Entscheid. He zeigte sich danach nicht sonderliche enttäuscht, sondern freute sich über diese erste Silbermedaille an einer EM. Mario He gelang 2009 das Kunststück im selben Jahr gleich zwei Auszeichnungen im Neunerball an einer EM zu holen. Nachdem er zuerst bei den Schülern(!) den vierten Platz belegt hatte, erreichte er bei den Herren sensationell den Halbfinal, den er gegen den späteren Sieger - Nick van den Berg - 9:6 verlor.

Der Holländer Nick van den Berg an der EM 2011 in Brandenburg

Elfte Medaille für den 30 jährigen Nick van den Berg an einer Europameisterschaft. Der holländische Profispieler zeigt sich gegenwärtig in ausgeglichener Form und belegt auch auf der Eurotour den ersten Platz vor den drei Britten Boyes, Melling und Peach, die allesamt in Brandenburg nicht am Start waren.

Für Nick van den Berg ist es schon die 11. Auszeichnung an einer Europameisterschaft. 1995 gewann er im Alter von 15 Jahren erstmals eine Bronzemedaille bei den Schülern. Bis 1998 folgten drei weitere bei den Junioren und 2001 erreichte er gleich in zwei Disziplinen (8er und 14-1) den Final, die er allerdings beide verlor.  2009 schaffte er es dann erstmals zum auf den obersten Podestplatz und zwar im Neunerball. Van den Berg gehört mit seinem drei Jahre älteren Landsmann Niels Feijen zu den beständigsten Pool Billardspielern Europas der vergangenen 10 Jahre. Nach seinem gestrigen Sieg kündete er an, nun nach einem Weltmeistertitel zu streben. Zutrauen tut man es ihm auf jeden Fall.

Bei den Frauen kommt es heute Abend um 19 Uhr zur Entscheidung unter den beiden Österreicherinnen Jasmin Ouschan und Gerda Hofstaetter (40). Ouschan hat im Halbfinal ihre ewige Gegnerin Line Kjorsvik mit 7:0 vom Tisch gefegt, während die international erfahrene und lange Jahre in den USA spielende Hofstaetter gegen die erst 17 jährige Russin Anastasia Nechaeva beim 7:4 mehr Mühe bekundete.

 

 

29.3.11

Ouschan entthront

Am Montagabend gingen die Finalspiele in der Disziplin 8er Ball über die Bühne, bzw. die Tische der Billard Arena in Brandenburg. Bei den Damen kam es im Viertelfinal  zu einer ersten grossen Überraschung.

Die Finnin Marika Poikkijoki an der EM 2011 in Brandenburg

Die junge Finnin (wie jung...?) Marika Poikkijoki gewann 2003 in Harkany Ungarn die Bronze Medaille im 8er Ball bei den Mädchen. Gestern drängte sie überraschend und nach unnachgiebigem Kampf die österreichische Dominatorin Jasmin Ouschan im Viertelfinal aus dem Wettbewerb.

Jasmin Ouschan lag gegen die Finnin Marika Paikkijoki (Haarlänge geschätzt 1 Meter) mit 5:2 in Führung und alles sah nach Ouschan as usual aus, wohl auch für sie. Die österreichische Internationale wurde unachtsam und Paikkijoki (nennen wir sie Marika) brachte all ihre Konzentration zusammen und spielte sich Ball für Ball an ihre übergrosse Gegnerin heran, bis zum 5:5. Ouschan hatte den Anstoss und versenkte die Weisse! Marikas Nervosität lies fast die Monitore erzittern aber sie spielte fehlerfrei und schaffte das unmöglich geglaubte.

 

Kynthia Orfanidis an der EM in Brandenburg 2011

Kynthia Orfanidis (gemäss EPBF Jahrgang 74) aus Holland spielte im 8er Ball in der ersten und der letzten Partie gegen die selbe Gegnerin, die junge Finnin Marika Poikkijoki. Beide Male ging sie als Siegerin vom Tisch. Für Orfanidis ist dies die erste Goldmedaille an einer EM nach zwei bronzenen im 14-1 in den Jahren 2006 und 2010.

Im Halbfinal zeigte sie dann, dass der Sieg gegen Ouschan kein Glückstreffer war als sie Line Kjorsvik in einer fast perfekt gespielten Partie 6:1 aus dem Rennen warf. Im Finale traf sie auf die gleiche Spielerin, die sie am Vortag in der ersten Partie auf die Verliererseite geschickt hatte, die Holländerin Kynthia Orfanidis. Die ausgeglichene Partie endete ganz spät am Abend mit einem eher knappen 6:4 Triumph für die Niederländerin.

Dominic Jentsch souverän 8er Ball Europameister

Bei den Herren kam es im Viertelfinal zu einigen Wackelpartien. Während Jentsch Bahram Lotfy klar mit 8:4 bezwang hatte der Este Denis Grabe ziemlich mit dem kleinen Bruder von Jasmin Ouschan zu kämpfen. Albin Ouschan schlug sich tapfer gegen den gleichalten Grabe und verlor nur 8:6. Noch knapper wurde es in den beiden anderen Begegnungen. Tomasz Kaplan vermochte nicht an der Form des Vortages anzuknüpfen und verlor in einer dürftigen Partie gegen den Spanier Cabello 8:7 und mit dem gleichen Resultat stolperte ein unsicherer Kaiser gegen einen fahrigen Bruno Muratore, der sich mehr als einmal lautstark über sich selber aufregte.

Im Halfinal kam Jentsch zu einem weiteren klaren Resultat während Souquet Cabello 6 Spiele überlassen musste. Im mit einiger Verspätung gestarteten Deutsch-Deutschen Finale reihte der Kaiser Fehler an Fehler, während der erst 19 jährige Dominic Jentsch unaufgeregt und selbstsicher dem verdienten 8:1 Sieg entgegensteuerte.

 

Europameisterschaften Pool Billard  2011 in Brandenburg

Der EPBF hatte einmal mehr viel zu organisieren für die Europameisterschaf. Leider stehen auch dieses Jahr einige der Europäischen Topspieler nicht am Start, allen voran die Britischen Profispieler, die gegenwärtig die Eurotour stark prägen. Vielleicht wäre es der Sache dienlicher, die Europameisterschaften nur alle zwei oder sogar drei Jahre auszutragen und so den Titel eines Europameisters aufzuwerten? Oder abwechselnd eine EM nur einer Disziplin zu spielen - dafür würde ein Wochenende genügen. Ach ja, und 9-Ball... das ist keine professionelle Disziplin, habe ich das schon mal erwähnt?

Fazit nach der Hälfte der EM: Es gibt viele spannende Begegnungen und interessantes Pool-Billard zu sehen aber man muss auch wieder mal gestehen: Es braucht zuweilen viel Anstrengung beim Zuschauen nicht einzunicken oder wegzuzappen. Es fehlt dem Pool einfach am Spielfluss, der beim 3-Band oder Snooker so angenehm ist. Snookerspieler hetzen nicht um den Tisch, aber sie spielen in einem konstanten angenehmen Rhythmus. 3-Band Spieler haben sogar eine Uhr im Rücken, der Qualität tut dies keinen Abbruch. Das Finale im 9er Ball wird auf Eurosport übertragen, ob dies die snookerverwöhnte Fangemeinde zu begeistern vermag??

 

 

28.3.11

Für jemanden, der die hiesige Billardszene seit 20 Jahren verfolgt wird es immer schwieriger zu verstehen wozu es den Schweizer Billardverband eigentlich braucht. Bisher ging ich davon aus, dass die einzige wirkliche Verbandaufgabe noch darin bestand, Teilnehmer für offizielle internationale Turniere zu nominieren. Aber anscheinend haben wir keine EM tauglichen Spieler mehr..? Oder wir können uns eine EM Teilnahme nicht leisten? Auf der Webseite der Sektion Pool habe ich vergeblich nach irgendwelchen Informationen oder Hinweisen gesucht. Möglicherweise weiss man dort nicht, dass die EM gerade stattfindet?

Jasmin Ouschan und Tomasz Kaplan sind 14-1 Europameister 2011

Für den Rest Europas sind jedenfalls die Spiele seit vergangenem Donnerstag in Brandenburg voll im Gang. Wie bereits vor einem Jahr können viele Partien über Live-Stream mitverfolgt werden (20 Euro für die gesamte EM). Die Bildqualität ist vor allem auf "TV-Tisch" 24 ausgezeichnet und von verschiedenen Kameras aufgezeichnet.

42 Damen und 85 Herren nahmen am 14-1 Wettbewerb teil. Das Niveau war teilweise unglaublich hoch. Bei den Herren vermochte sich die zahlmässig starke Equipe aus Deutschland durchzusetzen. Drei Deutsche drangen bis in die Viertelfinals vor - und keiner Schafte es in die Halbfinals.

 

Thomasz Kaplan - 14-1 Europameister 2011 in Brandenburg

Ruhig und unglaublich präzise. Der polnische Europameister im 14-1 Thomasz Kaplan (27). 2000 gewann er seine erste Medaille als Schüler an einer EM. Zwischen 2004 und 2009 spielte er regelmässig an der Eurotour mit sehr unterschiedlichen Klassierungen. Er kam mehrmals unter die ersten 10, scheiterte aber auch regelmässig in der Vorrrunde. Sein bestes Eurotour Resultat war der dritte Platz 2009 in Paris. Ein Jahr später kam er dort auf den 97. Platz und hat seither keine Eurotour mehr gespielt, aber offenbar immer noch trainiert...

Oliver Ortmann scheiterete gegen den Finnen Petri Makkonen (105:125), Manuel Ederer am Polen Tomasz Kaplan. Der Italiener Fabio Petroni gewann gegen Sascha Tege und in der vierten Partie bezwang der Russe Roman Pruchay den Schweden Andreas Gerwen.

Purchay, der im Februar erst 20 Jahre alt geworden ist, hatte zuvor bereits Ralph Souquet mit einer 105er Aufnahme eliminiert. Im Halbfinal gelang Purchay aber keine überragende Leistung mehr und er musste sich der Niederlage gegen Petroni fügen [und heute Morgen verlor er gegen David Alcaide im 9-Ball sang und klanglos 9:0].

Petri Makkonen, der 22 jährige Finne, spielte gegen Tomasz Kaplan eine 89er Serie und überliess seinem Gegner den Tisch beim Stande von 102:63. Kaplan zeigte erneut Nervenstärke und schoss mit einer 62 Aufnahme aus.

Im Finale kam der erfahrene Fabio Petroni gar nie ins Spiel. Eine einzige wirkliche Chance einzugreifen verlief ungenutzt und der ruhig und besonnen spielende Kaplan zog den Sack mit zwei Aufnahmen von 56 und 66 Kugeln zu und sicherte sich damit seine erste Goldmedaille an einer Europameisterschaft bei den Herren. Kaplan hat aber schon über 10 Jahre EM Erfahrung und gewann 2002 Gold im 14-1 als Junior.

Gestern Abend spielte Kaplan auf dem TV Tisch gegen Konstantin Stepanov. Es ist faszinierend das Zentimeter genaue Positionsspiel Polens zu sehen. Es wirkt zuweilen unspektakulär aber zeigt auch, wie Poolbillard eigentlich gespielt werden könnte, mit einer Präzision die dem Carambole um nichts nachsteht.

Kaplans Turnierblätter sprechen denn auch eine eindeutige Sprache. Die jeweils besten Serien aus seinen 14-1 Partien in gespielter Reihenfolge: 85, 46, 59, 99, 94, 52, 62 und 66.

Ouschans erster Streich

Bei den Damen liegen die Verhältnisse etwas einseitiger. Zwar ist auch bei ihnen das Niveau in den letzten Jahren klar gestiegen. Serien zwischen zwanzig und dreissig sind Standard. Aber nur wenige von Ihnen kommen regelmässig darüber hinaus.

 

Jasmin Ouschan und Line Kjorsvik an der EM 2011 in Brandenburg

Grosse und kleine Schwester? Sieht fast so aus. Line Kjoersvik, 35 jährig aus Norwegen (links) und Jasmin Ouschan im Finale des 14-1 Wettbewerbs.  Die nunmehr 27 jährige Österreicherin gehört schon seit einigen Jahren weltweit zu den besten Pool-Billardspielerinnen.

Die beiden Deutschen Damen Witzel und Kunzl kamen nur bis in die Viertelfinals und so schrammten die Deutschen im 14-1 knapp an den Medaillenplätzen vorbei.

Im Finale standen sich - einmal mehr - die Norwegerin Line Kjorsvik und Jasmin Ouschan gegenüber. Die Österreicherin, die letztes Jahr sämtliche Goldmedaillen für sich beanspruchte, behielt klar die Oberhand und gewann mit 75:31 in zwölf Aufnahmen.

Zum Vergleich Ouschans jeweilige Höchstserien in ihren Partien: 26, 32, 38, 63, 31 und 23. Damit soll nicht etwas angedeutet werden, Jasmin Ouschan oder die Damen im  allgemeinen seien schwach im 14-1, schliesslich haben wir nicht vergessen, dass Ouschan im vergangen Jahr am 14-1 Open (bei den Männern) in den USA die Vorrunde ohne Niederlage überstand!

Die internationale Spitze im 14-1 ist einfach dünn und die Besten sind unglaublich gut. Sie sind es auch im 10er und 8er Ball, nur kommt es dort weniger klar zur Geltung. Jeder von uns hat schon Partien im 10er Ball vom Break an ausgeschossen. Ganz anders sehen jedoch die Resultate im 14-1 beispielsweise am vergangenen Triple Open in Bümpliz aus.

Finalrunden 8er Ball

Heute Nachmittag und heute Abend wird um die Titel im 8er Ball gespielt. Bei den Herren ist auch Thomasz Kaplan noch im Rennen, Ralph Souquet und Albin Ouschan, der kleine Bruder von Jasmin - dass sich Geschwister an einer EM die Goldmedaillen geteilt hätten, gab es bisher noch nie.

Bei den Damen sind erwartungsgemäss sowohl Ouschan als auch Kjorsvik Favoritinnen. Gar nicht erst in die Finalrunde schaffte es die international erfahrene Gerda Hofstätter.

 
 
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