Donnerstag, 24. September 9:09 | 2790 x gelesen | 4 Kommentare | |
Ein Kritischer Beitrag von Ralph Eckert | |
Nach billard-aktuell.de vor wenigen Tagen, auch hier der kritische Text zu Turnierlandschaften, Jugendarbeit und Olympia von Ralph Eckert.
Wir kennen fast alle die Welt des Pool Billard, wie sie früher aussah – wenn schon nicht aus eigener Erfahrung, so doch aus den berühmten Filmen. Die 50er- und 60er-Jahre sahen wir im Film „Die Haie der Großstadt“ (1961), die 70er-Jahre in „Der Mann aus Baltimore“ (1978), die 80er-Jahre in „Die Farbe des Geldes“ (1986) und schließlich die 90er-Jahre mit dem Film „Pool Hall Junkies“ (2003). Namhafte Schauspieler waren immer dabei wie Paul Newman, Jackie Gleason, James Coburn, Omar Sharif, Tom Cruise und Christopher Walken. Als amerikanische Filme zeigten sie natürlich nur die US-amerikanische Seite des Pool Billard. Vor den 80er Jahren war Pool Billard weltweit auch noch nicht so verbreitet. Dazu haben ja erst diese Filme beigetragen und nicht - wie es immer gern dargestellt wird - die Funktionäre. Diese stehen nur für den Sport – nicht für die Verbreitung des Spiels. Der erste Verband überhaupt war übrigens eine Interessengemeinschaft von amerikanischen Billardhallenbesitzern in der Mitte des 19. Jahrhunderts und die dachten nicht an Sport. Dann kamen die ersten (Sport-) Funktionäre: Leute, die nicht so gut spielen konnten, stattdessen aber über Organisationstalent verfügten. Es entstanden erste nationale Strukturen und schließlich formierten sich auch kontinentale und weltweite Dachverbände - mit Snooker und Karambolage sogar interdisziplinär (WCBS), um eine gemeinsame Plattform für Verhandlungen mit dem IOC zu haben. „Tolle Entwicklung!“ könnte man sagen. Das sehe ich mittlerweile anders! Wie sieht Pool Billard heute aus? Nachdem sich der Traum vom wirklich frei lebenden Road Player („Die Haie der Großstadt“) allmählich in den Traum eines relativ frei lebenden Turnierprofis („Pool Hall Junkies“; IPT) wandelte, zeigt sich nun eine eher unfreie aber sportlich ausgerichtete Tendenz. Doch der Reihe nach... Turniere in den USA In den USA gab es schon immer professionelle Turniere mit entsprechendem „Added Money“ (mit Ausnahme von rund dreißig Jahren ab den 40er-Jahren)! Also Geld, das hinzu kommt? Ja, fast jede Turnierausschreibung in den USA zeigt die Summe des „Added Money“ an. Aktuelle Beispiele? Das „World Summit of Pool“-Turnier der UPA. 20.000,00 Dollar „Added“ stand auf der Ausschreibung. Das heißt im Klartext: Zu den eingehenden Startgeldern – die hier für amerikanische Verhältnisse auf günstige US$ 300,00 pro Spieler festgesetzt waren – kommen noch 20.000,00 Dollar oben drauf! Das muss man sich als seriöser europäischer Spieler mal auf der Zunge zergehen lassen! Ein Traum! In den USA ist es Standard. Die US Open im 9-Ball weist dieses Jahr sogar 100.000,00 Dollar added auf, bei sechshundert Dollar Startgeld. Das Profiturnier im März in Valley Forge kostete im Rahmen der Super Billiards Expo eintausend Dollar Startgeld. Sonst sind es bei US-Profiturnieren so um die fünfhundert Dollars. Das ist halt der Preis, mit dem sichergestellt wird, dass der teilnehmende Spieler es auch wirklich ernst meint und nicht nur so zum Spaß mitspielt. Wer zum Spaß spielen will, kann ja an einem der vielen Amateurturniere teilnehmen, die meistens um so ein Profiturnier herum veranstaltet werden. Diese Reglung ist gut, denn man will den Zuschauern gutes Pool bieten, schließlich zahlen die Eintritt! Die Ticketpreise betragen zwischen 10 und 30 Dollar für den Tageseintritt und etwas mehr für den Halbfinal- und Finaltag. Es gibt auch Pauschaltickets für die ganze Woche und dies jeweils zur Auswahl als normaler Gast oder etwas teurer mit einem VIP-Ticket. Das Verblüffende dabei: Die Tribünen sind gut gefüllt und am Finaltag in Valley Forge waren sie sogar voll! So also sehen professionelle Turniere in den USA aus. Dies lässt sich auch noch steigern so wie damals bei der IPT Serie und natürlich gibt es auch unterdurchschnittliche Veranstaltungen. Doch „Added Money“ ist bis hin auf Hausturnierniveau selbstverständlich! In den USA gibt es auch kaum ehrenamtliche Turnierwarte, vielmehr setzt man dort auf einige professionelle „Turnierdirektoren“! Das ist da ein Job! Warum kommt denn keiner der deutschen Turnierwarte darauf, aus seinem Ehrenamt einen Job zu machen? Nun - vielleicht geht es nicht. Er ist ja in der Regel nicht für „offene“, sondern nur für „offizielle“ Meisterschaften auf seiner Ebene zuständig. Ein professionell agierender US-Turnier Direktor hingegen sammelt und pflegt über die Jahre seine Kontakte zu den Sponsoren, welche ihm stets aufs Neue vertrauen, weil er schon so oft gute Arbeit geleistet hat. Möchte jemand in den USA also ein Turnier veranstalten, wendet er sich gerne an diesen oder jenen bekannten Turnierdirektor, weil er weiß, welch gute Kontakte der hat und weil er ein Event mit klar definiertem Niveau erwarten darf. So ein Turnierdirektor weiß einfach, wo er hingehen muss, um an „Added Money“ zu kommen. Sogar in den amerikanischen Amateurligen gibt es Preisgeld! Die APA schüttete zum Beispiel 2009 – allein in den Einzelwettbewerben – 450.000,00 Dollars aus. Wie viel gab es doch gleich bei den Deutschen Meisterschaften? Doch wenden wir uns erst Europa zu. Turniere in Europa Es gibt zwar kein ausgeschriebenes „Added Money“, aber sehr wohl gibt es Turniere, wo zu den eingehenden Startgeldern noch Sponsorengelder hinzukommen. Dazu zählt die Euro Tour mit ihren garantierten Preisgeldern. Wenn das Feld voll wird, muss zwar nur wenig „Added Money“ obendrauf gelegt werden, wird es jedoch nicht voll, wird der Differenzbetrag zum garantierten Preisgeld dennoch aufgebracht. Das ist schon mal professionell. Die Qualifikationsmöglichkeit über die Gesamtrangliste hin zu noch „höheren“ Profi Events erhöht den „Wert“ eines Euro Tour Turniers nochmals erheblich. Es gibt darüber hinaus auch noch ein paar andere interessante Turniere in der Europäischen Turnierlandschaft: So zum Beispiel die Lugo Open (Spanien), die North Cyprus Open oder jetzt neu die Brunswick European Open. Bei der neu angekündigten „Predator 10-Ball Turnierserie“ sollen zum Beispiel 50.000 Euro ausgespielt werden. Die Summe soll sich aus 28.000 Euro Startgeldern und 22.000 Euro „Added Money“ zusammensetzen. Alle genannten Beispiele machen eine Teilnahme sinnvoll, weil es eben auch „Added Money“ gibt! Turniere in Deutschland Deutschland? Eintrittsgelder? Kann man gern verlangen: Es müssen nur fünf Euro sein und man darf sich als Teilnehmer absolut sicher sein, dass man anonym bleibt beziehungsweise von niemandem beobachtet wird. Es gibt da vom deutschen Dachverband so genannte „Grand Prix“-Turniere. Seit einiger Zeit erlaube ich mir den sarkastischen kleinen Scherz, dass diese eher den Namen „Petit Prix“ verdienen oder aber – phonetisch dann nahezu wieder korrekt – die Markenbezeichnung „Grand Brie“! Es ist natürlich nur ein Wortspiel und Ihr müsst wegen ein wenig Sarkasmus meinerseits nicht gleich an die Decke gehen. Auf diesen Turnieren gibt es zwar auch garantierte Preisgelder, doch meist mit dem Zusatz „bei vollem Teilnehmerfeld“. Rechnet man in diesem Fall die eingehenden Startgelder zusammen und vergleicht diese mit den ausgeschütteten Preisgeldern, so wird man feststellen, dass die Teilnehmer dort fast immer nur ihr eigenes Startgeld herausspielen. Auch eine Form der Zockerei, wogegen meiner Ansicht nach ja auch nichts einzuwenden ist, denn die hat ja schließlich Tradition. Doch im Ernst: Um das eigene Geld herauszuspielen braucht man doch keinen Kontrollverband! Dafür kann man sich auch privat treffen, Kohle in einen Topf werfen und diesen dann rausspielen. Übrigens die Mindestteilnehmerzahl: Zwei! Ach! – und beinahe hätte ich es vergessen: Klar, wenn man ein Turnier veranstalten möchte, braucht man ja eine Genehmigung. Wegen Terminschutz und lauter so Sachen. Natürlich bedarf es da auch noch einer kleinen Gebühr, die an den Kontrollverband zu entrichten ist. Cool! Nationale Billard Verbände avancieren zu Zock-Syndikaten.... Private Turnierengagements mit „Added Money“ gibt es gelegentlich immer noch. Doch infolge der Termindichte (Ligaspieltage sind immer am Wochenende!) und den mangelnden Service des Kontrollverbandes – trotz Gebühren! – werden diese Engagements eher weniger. Doch es gibt auch schlechte private Beispiele: Erst jüngst wurde ich gefragt, ob ich denn ein Schauturnier mitspielen würde? „Gerne“, habe ich gesagt. Bedingung wären 400 Euro Startgeld mit nur vier eingeladenen Spielern und „Winner takes all“! Was denn „all“ sei, habe ich gefragt. „Na die 1.600 Euro Startgelder“, bekam ich zur Antwort. „Warum soll ich denn das bei Euch als Schauturnier spielen?“, fragte ich und ergänzte, dass ich die Jungs doch auch privat zum Zocken bei mir einladen könnte, wenn mir danach sei. Bei einer solchen Replik bekommt man auch noch zu hören, dass man ja nur Angst hätte, gegen die anderen Spieler anzutreten. Diese findigen Turnierveranstalter wollten also einfach nur kostenlos vier Topspielern beim gegenseitigen Zerfleischen um deren eigenes Geld zusehen. Und dazu noch möglichst viele Leute zum Zusehen einladen - womöglich gegen Eintritt. Gute Idee, was? Aber es gibt da auch einige deutsche Spieler, die mich manchmal den Kopf schütteln lassen. Da findet ein Turnier statt mit ein klein wenig „Added Money“ und es ist proppevoll – übrigens auch mit Topspielern. Ein paar Wochen später findet wieder ein Turnier ganz in der Nähe statt und dies mit sehr viel mehr „Added Money“, aber das Teilnehmerfeld ist nur halbvoll und man hört Klagen über das zu hohe Startgeld. Unverständlich für mich! In den USA hätte man das doppelte Startgeld bezahlt, um an dieses „Added Money“ zu kommen! Manch einer würde da gerne nur so zum Spaß mitspielen, um sich von einem Guten mal abschießen zu lassen. Aber angesichts des hohen Startgeldes wird er dann doch lieber auf dieses Vergnügen verzichten. Daraus ersehe ich, dass es in Deutschland immer weniger „ernsthafte“ Spieler gibt! Vor fünfzehn bis zwanzig Jahren wäre das nicht passiert. Da gab es auch noch nicht so viele Sportler, sondern mehr ernsthafte Spieler. Signifikant scheint mir in diesem Zusammenhang die Frage eines amerikanischen Gastspielers Mitte der 80er-Jahre (Mr. Chin Chance, der im übrigen 9-Ball bei uns populär gemacht hat), nachdem er erfuhr, dass es bei unseren Ligaspielen nur Punkte zu gewinnen gibt: „So, why do they play???“ Aber es geht immer noch dreister! Ein Beispiel? Polnische Turniergepflogenheiten! Da gibt es nämlich auch entsprechende Ranglistenturniere, die man als ehrgeiziger Spieler allein schon mitspielen muss, um sich auch für höhere Events (Polnische Meisterschaften, EM) zu qualifizieren. Die Startgelder betragen etwa zwanzig bis dreißig Euro und die Teilnehmerfelder weisen zwischen 64 und 128 Spieler auf. Ausschüttung für den ersten Platz: Knapp 250 Euro! Man muss kein großer Rechner sein, um festzustellen, dass es sich hier um „Deducted Price Money Tournaments“ handelt, werden doch von den Startgeldern der Spieler saftige Teile einbehalten. Auf Nachfrage heißt es, dass diese Gelder ja für die Jugendarbeit verwendet würden. Ein Totschlagargument, dass allzu oft auch in Deutschland Anwendung findet. Hinter vorgehaltener Hand sagt man, dass es dort auch noch andere Kanäle gäbe, in denen diese Gelder abfließen. Jugendarbeit, seriöse Spieler und der gute Sport... Was ist aus den knallharten Spielern von einst und ihren Profi-Träumen geworden? Wer in Deutschland vom „Profi“ in Sachen Billard träumt, müsste schon Trainer oder Top-Funktionär werden: Top-Funktionär mit Sitz in einer Marketingagentur oder in der Position, sich selbst zum Beispiel Aufträge als Trainer erteilen zu können. Als Spieler kann man es jedenfalls vergessen. Lasst uns doch alle Trainer werden! Paradox! Es lebe der Sport! Wenn man den Schwerpunkt auf den Aspekt „Sport“ legt, stellen sich dort natürlich auch Erfolge ein: Alle Weltmeistertitel sind momentan in europäischer Hand! Unentwegt kommen neue und immer jüngere Talente aus allen möglichen europäischen Ländern. Die heißesten Kandidaten für die Jugendtitel stammen aus Österreich, Russland, Polen, Holland und auch Deutschland. Erst dieses Jahr stand ein Fünfzehnjähriger im Finale einer Euro Tour. Bei den Europameisterschaften der Herren im 9-Ball hätte es um Haaresbreite ein reines Jugendendspiel gegeben! Es gibt Siebzehnjährige mit 14/1-Höchstserien jenseits der 200! Da lohnt sich doch all die gute Jugendarbeit, nicht wahr? Und jetzt wird es richtig traurig! Letztens saß ich mit einigen der talentiertesten (und bekanntesten) deutschen Nachwuchsspieler zusammen. Genau dann, wenn Sie diese Förderung am nötigsten hätten, nämlich nach Schulende oder Lehre in der Übergangsphase, wo sich entscheiden könnte, ob sie es als Profi schaffen, da werden sie im Stich gelassen! Niemand hilft, es sei denn, es finden sich ein paar gute Freunde. Wenn sie es dann mit deren Hilfe und Kontakten doch noch bis zum Profi schaffen, wird der Erfolg nicht den Freunden, sondern den (Jugend-) Funktionären, Trainern und so weiter zugeschrieben. Die Klasse zum Profi haben sicherlich mehrere Jugendspieler, doch die wichtigen Kontakte und die nötige finanzielle Unterstützung nur wenige. Diese prominenten Nachwuchsspieler waren jedenfalls tief enttäuscht, weil ihnen in Deutschland nicht mal etwas Halbprofessionelles angeboten wird. Freilich gibt es auch eine andere Sicht auf die Dinge. So kenne ich einige auch sehr engagierte Jugendfunktionäre von der Landes- bis Europaebene persönlich und weiß, dass sie wirklich nur die besten Absichten haben und manchmal halt nicht anders können! Wenn sie mich zum Beispiel für Jugendcamps als Trainer engagieren wollten, schafften sie es fast immer, mich im Kampf um meine Gage niederzuringen. Sie haben sich in vielfacher Weise eingesetzt, ohne sich jemals persönlich zu bereichern (hätten sie auch nicht nötig gehabt)! Ihnen gebührt sicherlich Dank und Ehre für ihre Arbeit! Und was sollen sie denn am Ende für den Nachwuchs in der entscheidenden Phase auch noch machen? Wenn ein Nachwuchsspieler über achtzehn ist (international über einundzwanzig), fliegt er auch schon aus ihrem Zuständigkeitsbereich. Es wird also sehr wohl was richtig gemacht in Europa und seinen Billard-Musterländern! Sonst gäbe es ja nicht diese starke Ausbeute an Titeln und starken Spielern/Sportlern! Darauf kann man mit Fug und Recht stolz sein! Doch verfolgen viele Jugendliche denselben Traum, der dem meinen vor 25 Jahren wohl ähnelt und der heute eher von Vorzeigeathleten wie Thorsten Hohmann geprägt wird. Natürlich lebt auch ein Ralf Souquet diesen Traum, doch dieser Spieler hat längst Legendenstatus. Hier geht es um Traumversion zwei – dem Traum eines professionellen Pool Spielers, der von Turnier zu Turnier um den ganzen Erdball jettet. Thorsten Hohmann ist einer der ersten jungen Spieler, für den dieser Traum Wahrheit geworden ist. Aber er ist in den USA wahr geworden! Nicht in Deutschland - auch nicht in Europa! So stolz man in Europa und Deutschland auch auf seine Spieler sein kann, so sollte man sich dort schämen (!), dass die Kids ihre Träume im eigenen Land respektive Kontinent nicht wirklich leben können. Müssten sie doch wie Hohmann auswandern, weil nationale Funktionäre hier nicht in der Lage sind „Added Money“ zu ergattern und es in angemessener Höhe an die Spieler weiter zu geben. Oder muss man es so differenzieren, dass die Jugend-Funktionäre einen sehr guten Job machen und die nationalen Turnier-Funktionäre einen eher schlechten? Tja, wenn all die Gelder, die angeblich so oft und fürsorglich in der Jugendarbeit Verwendung finden, wirklich dort ankommen würden, ließe sich vermutlich schon auf Jugendbezirksebene ein Limousinen-Service samt Chauffeur für die Kids organisieren. Sind „Deducted-Price-Money-Tournaments” die Zukunft? In Deutschland kann es gar nicht professionell zugehen, weil man als Sportart an reine Amateurverbände (DOSB) angeschlossen ist. Die DBU darf gar nicht von heute auf morgen professionell werden, denn sie ist gemeinnützig. Da müsste schon eine globale Entwicklung stattfinden (wie im Fußball oder Tennis), um in solche Verbandstrukturen Professionalität reinzubringen. Da bräuchte es dann auch echte Marketing Agenturen. Ich befürchte aber, dass sich der Pool Sport in Richtung des Polnischen Modells bewegt. Freut Euch also auf „Deducted-Price-Money-Tournaments”! Die knallharten Spieler von einst wird es nicht mehr geben. An ihre Stelle treten Sportler, die neben Ihrem normalen Job gefälligst auch noch Billard zu trainieren haben und sich gefälligst dankbar erweisen sollen, dass man ihnen überhaupt die Chance gibt, sich über Turniere polnischer Art für internationale Meisterschaften zu qualifizieren. Dort haben sie dann stolz zu sein, für Ihr Land und ihren Verband spielen zu dürfen. Für ihre Medaillen kassiert letzterer übrigens Fördergelder und der Sportler natürlich nichts, denn der hat ja schon die Ehre und darf für gewöhnlich sogar die Medaille behalten! Und mit Sicherheit knallen bei jeder World Games Medaille in den verschiedenen nationalen Billard Präsidien die Sektkorken: Nur halt nicht aus Freude über die hervorragenden Leistungen der Spieler, sondern wegen der fetten Fördergelder, die in die Kassen der Kontrollverbände fließen werden. Verwendung: Reine Sportförderung – ist doch klar! Jugend- und Olympiaarbeit natürlich ganz oben auf der Agenda! Ja, Olympia, das ist das große Ziel! Billard ist ja olympisch und wird nur noch nicht ausgetragen, weswegen ja auch vorläufig noch die World Games und so weiter! Aber wenn es erst olympische Austragungssportart ist, dann – ja dann werden ja so viele und geradezu ungeheuerliche finanzielle Mittel frei! Das glaub ich sogar denen, die das so oft zum Besten geben! Nur werden diese Mittel zunächst dem Verband und seinen offiziellen Vertretern zufließen. Dann fließt vom übrig gebliebenen Geld auch noch etwas in die Hände der Bundes- und Landestrainer. Und dann erst kommen Sportfördergelder an Bundeskaderspieler. Aber eben nur in deren Hände! Außenstehende Spieler gehen leer aus. Die netten Trainer von einst, haben im übrigen dann auch ein Druckmittel in der Hand, dass Sie zu nutzen verstehen und sich auch etwas grantiger in Bezug auf Kritik zeigen werden. Wenn Kritik dann überhaupt noch zugelassen ist. Offiziell sicherlich, aber inoffiziell wird dass dann kaum ein Kaderspieler riskieren. Man könnte ja mal versuchen eine Sportlervereinbarung zu Olympischen Spielen oder zu den World Games einzusehen. Dann wird man schnell erkennen, dass da nicht mehr allzu viel übrig ist von Freiheiten aller Art. Und die Turnierpreisgelder werden auch nicht erhöht. „Added Money“ muss also nach wie vor von woanders herkommen. Es lebe der olympische Traum. In dieser Form für mich mittlerweile ein Alptraum! Bleibt Billard also in dieser Weise dem Sport verbunden, werden die Funktionäre die Könige sein! So wie in anderen – vor allem olympischen – Sportarten auch. Die Sportler hingegen - wie es jüngst in einem Lehrgang ein hochrangiger Trainer ausdrückte -, „die haben nichts zu sagen. Die sind nur Material, dass auch ersetzt werden kann, wenn Ihnen was nicht passt!“ Da kommt mir das amerikanische Modell dann doch wieder sympathischer vor. Die riskieren vielleicht den Anschluss an die Weltklasse wegen ihrer nur eingeschränkt möglichen Jugendarbeit (Poolhallen/Jugendschutzgesetz-Problematik in einigen Bundesstaaten), doch sie können sehr stolz auf Ihre professionellen Turniere sein, bieten sie doch nach wie vor den Traum – auch wenn er nicht für jeden wahr werden kann! Auch Projekte wie „The Action Report“ auf der gleichnamigen Webseite, zeigen interessante und alternative Wege. Zum Abschluss: (1) Wo stecken die ernsthaften Spieler von einst?
Sagt mir das alles bitte nicht. Das ist entwürdigend! Und genau so empfinde ich die heutige Situation des Billard in Deutschland – als entwürdigend. (2) Eine neue Generation von Funktionären wird es richten? Man sage mir auch nicht, dass ja nun (in Deutschland) eine neue Generation von jüngeren Funktionären angetreten sei, die alles besser machen will und dass man denen doch eine Chance einräumen müsste. Sagt es mir nicht, weil ich es schon so oft gehört habe! Ich weiß, dass auch nach deren Meinung sportliches Billard durchaus für alle profitabler werden soll – nur eben nicht für die „Sportler“! Oder für diese zumindest erst als letztes Glied in der Kette („Material, das man ersetzen kann!“ – Ihr wisst schon!)! (3) Meine persönlichen Konsequenzen Vielleicht habt Ihr es schon gehört: Aus meinem inneren Konflikt heraus habe ich die Konsequenzen gezogen! Meine Vereinbarung als Landestrainer von Baden-Württemberg habe ich nicht mehr verlängert. Meinen Trainerschein wollte ich ja schon vor einiger Zeit loswerden (war ein netter Thread damals): Ein Vorgang, der in den Statuten offensichtlich nicht vorgesehen war! Hilflos schickte man mir den Trainerschein einfach verlängert wieder zurück! Ich werde ihn also auslaufen lassen müssen. (4) Prinzipiell gegen Olympia? Nein! Nach den obigen Ausführungen könnte man wohl schon meinen, ich wäre absolut gegen Olympia, gegen Verbände und Offizielle, aber das ist so nicht richtig! Olympia wäre auch für mich okay, wenn...
Sollte es sich aber in der angeregten Weise nicht realisieren, was ich befürchte, dann könnte Billard vielleicht sogar mehr Medienaufmerksamkeit bekommen, indem es sich einfach weigern würde olympisch zu werden... Ralph Eckert Bangkok, den 30.07.2009 | |
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