Dienstag, 07. April 2009  |  3934 x gelesen  |  8 Kommentare
 
Roman Hybler gewinnt Schweizer Großturnier!
 
Bericht und Fotos von touch-magazine.net

180 Teilnehmer bei “Biel Open 2009” / Niels Feijen Zweiter

Klaus Zobrekis wirft Daryl Peach aus dem Wettbewerb

Der in Deutschland lebende Tscheche Roman Hybler hat die 4. Auflage der Biel Open in der Schweiz gewonnen. Unter 180 Teilnehmern setzte er sich in einem hochklassig besetzten Teilnehmerfeld durch und kassierte 2.500 Euro Preisgeld. 350 Zuschauer verfolgten am Finaltag die Partien in der fast ausverkauften Biel-Arena. Unter ihnen befanden sich auch der Präsident des Europäischen Poolbillardverbandes (EPBF), Gre Leenders mit Ehefrau und der Präsident des Schweizer Billardverbandes der Sektion Pool, Andre´ Keiser.

- 200 Fotos vom diesjährigen 9-Ball GP Biel

Die 180 Teilnehmer verteilten sich zunächst auf drei Spiellokale, die in Gruppen “Jeder gegen Jeden” ihre beide Erstplatzierten für die Finalrunde am Sonntag im “Le Pavillon” suchten”. Ein schöner Turniermodus, der den vielen Basisspielern aus den Schweizer Amateurligen sehr entgegen kam. Sie konnten somit fünf oder sechs Partien sicher spielen. In den 32 Gruppen zu jeweils sechs oder sieben Spielern setzten sich dann auch die Favoriten bis auf eine Ausnahme locker durch: Der Schweizer Marc Bühler schaffte die Qualifikation nicht und schied als Gruppendritter aus dem Bewerb aus.

Im Einfach-K.O der besten 64 blieben am Sonntag in den ersten beiden Runden die Überraschungen weitestgehend aus. Die Topspieler setzten sich allesamt durch, da sie dank der Auslosung nicht direkt aufeinander trafen. Ab dem Achtelfinale sollte sich dies aber schlagartig ändern. Was die Zuschauer von da an zu sehen bekamen, war teilweise absolute Weltklasse und an Dramatik und Spannung nicht zu überbieten. Die 10 Schweizer Franken, die die Organisatoren als Eintritt verlangten, waren jeden Rappen wert gewesen. Den Highlight dieser Runde setzte der Weinheimer Klaus Zobrekis: Mit einer beeindruckenden Vorstellung beförderte er unter den stehenden Ovationen des fachkundigen Publikums den aktuellen 9-Ball-Weltmeister Daryl Peach aus dem Turnier und sich selbst ins Viertelfinale der Biel Open 2009.

Hier bekamen die Zuschauer dann einen Leckerbissen nach dem Anderen präsentiert. So sahen sie einen gutaufgelegten Niels Feijen, der dem Zweitplatzierten der Eurotour von Paris, Mario He, ein deutliche Niederlage verpasste (9:5); einen Klaus Zobrekis, der nach seinem grandiosen Sieg gegen Peach gegen Jonny Fulcher unglücklich ausschied (7:9); einen Roman Hybler, der sich locker und leicht gegen den Schweizer Roger Schmid (9:5) durchsetzte und die Partie des Tages, die zu diesem frühen Zeitpunkt keiner der zahlreichen Zuschauer hatte sehen wollen: Das Match zwischen den beiden Schweizer Stars Dimitri Jungo und Sascha Specchia!


Das Duell der beiden Schweizer Shootingstars Dimitri Jungo (vorne) und
Sascha Specchia im Viertelfinale der Biel Open zog die Zuschauer in ihren Bann.


Um eines gleich vorweg zu nehmen: Beide Spieler hätten es verdient ins Halbfinale einzuziehen. Dieses Match hatte alles, was Billard so attraktiv macht. Einen spannenden Spielverlauf mit permanenten Führungswechseln, kontrollierten Jumpshots, gelungenen Re-Saves, gelochten Vorbändern und zwei vergebenen Matchbällen. Letzteres hatte Sascha Specchia unfreiwillig auf seiner Seite! Zum 9:7 hatte er es auf dem Queue, als er eine offene Partie nicht ausmachen konnte. Und zum 9:8, als er sich die Ablage von der 3 auf die 4 selbst dunkel legte und darauf ein Foul beging. Jungo freute sich natürlich über diese beiden unerwarteten Geschenke und stieß wie Hybler, Feijen und Fulcher ins Halbfinale vor. Jungo gewann gegen Specchia mit 9:8!

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Im ersten Halbfinale setzte Roman Hybler seinen beeindruckenden Sieges- zug fort. Zu keiner Zeit geriet die Partie für Hybler außer Kontrolle. Fulcher musste mit ansehen, wie der Tscheche Spiel um Spiel an sich riss, und das bombensicher. Nie kam Zweifel darüber auf, wer dieses Match gewinnen wird. Hybler beendete die Partie mit 9:5 für sich und zog als Erster ins Finale ein.

Einen harten Fight lieferten sich Niels Feijen und Dimitri Jungo im zweiten Semifinale. Die Partie stand von Beginn an auf Messers Schneide. Niemand in der Halle hätte es sich getraut einen Tipp abzugeben, wer diese Partie für sich entscheiden wird. Die Meisten unter den mittlerweile gut 300 Zuschauern aber wollten nur Einen im Finale sehen: ihren Liebling, den Schweizer Topspieler Dimitri Jungo. Beim Stande von 7:7 überließ Jungo Feijen den Tisch mit einem klasse Save, nachdem er sich nicht sicher war die Partie ausmachen zu können. Feijen denkt minutenlang über die Situation nach und entscheidet sich für einen sehr riskanten Re-Save. Die Weiße über die lange Vorbande soft spielen, die Objektkugel, die in Mitte der kurzen Bande liegt dünn treffen, die Weiße über zwei Banden in die Mitte des Tische hinter zwei Kugeln legen und Jungo einen tödlichen Re-Safe hinterlassen. Das war Feijens Plan! Misslingt er, hat der Schweizer den Tisch offen und wird die Partie zum Big- Point für sich entscheiden.

Feijen trifft die Kugel exakt so, wie er es wollte. Vorbandenball, dünn getroffen, Re-Safe! Unglaublich, was für ein Geniestreich! Jungo muss nun über Vorbande spielen, benutzt als Antrieb Mach 3 und setzt den Vorbänder an die Außenkante des Mittellochs. Der Tisch ist nun wie von Feijen gewünscht offen, er spielt sein Programm runter und macht diese und die nächste Partie aus. 9:7 heißt es am Ende für den Niederländer, Finaleinzug!

Hier wartete bereits der souveränste Spieler der Biel Open 2009, Roman Hybler. Keine Partie hatte bislang von ihm etwas abverlangt, jeder vorher gespielte Satz entpuppte sich für ihn als lockerer Frühlingsspaziergang. Anders bei Niels Feijen. Man merkte dem Weltmeister an, dass ihm die Partie gegen Jungo alles abverlangt hatte. Er wirkte zwar nicht angeschlagen, aber doch etwas erschöpft. Von Beginn an nahm Roman Hybler das Zepter in die Hand und ging schnell und deutlich in Führung. Es schien so, als würde es eine klare Angelegenheit für den Tschechen werden. 5:2 und 6:3 hieß es zwischen- zeitlich für Hybler. Aber Feijen wäre nicht Feijen...


Sie hatten alles optimal für die Biel Open 2009 organisiert: Das Team der 9-Ball-GPO-OK Biel! v.l.: Reinhard Jungo, Ingrid und Pascal Nydegger, Roland Kurz, Mike Bredo und Werner Hurni.

... könnte er sich nicht drohenden Niederlagen entgegenstemmen. Feijen begann nun zu kämpfen und versuchte noch einmal alles aus sich herauszuholen. Mittlerweile war es schon deutlich nach Mitternacht. Der Niederländer holte auf und verkürzte im weiteren Verlauf auf 7:8. Hybler ist am Tisch, traut sich aber nicht so recht die Partie auszumachen und legt Feijen eine Sicherheit, die exakt so liegt, wie in der Partie zuvor gegen Jungo. Welch eine sensationelle Duplizität der Ereignisse! Big-Point und Geniestreich, gelingt Feijen dieser Ball ein zweites Mal?

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Feijen geht diesen Ball erneut an! Er spielt die Weiße butterweich über die Vorbande zum Objektball, trifft sie dünn, aber nicht dünn genug! Die beiden Kugeln klappern aneinander und legen sich einträchtig Richtung Ecktasche. Hybler triumphiert nun innerlich, weiß er doch um die Einfachheit dieser letzten Partie, die ihm einen weiteren Turniersieg und 2.500 Euro in die Taschen spülen wird. Leichter Laufball hier, vier Stoppbälle da, Hybler reckt den Queue in die Höhe. Er hat den Superstar Niels Feijen besiegt und das größte Schweizer Turnier des Jahres gewonnen.

Eine Added-Veranstaltung dieser Größe und Klasse ist nur mit einem guten Sponsoring und der Mitarbeit vieler ehrenamtlicher Helfer möglich und durchführbar. Die Schweizer haben es auch in diesem Jahr wieder geschafft regionale und überregionale Größen für eine finanzielle Beteiligung zu gewinnen. Allen voran ist hier die Stadt Biel zu nennen, die mit einem einzigartigem Engagement die Organisatoren der “GPO-OK-Biel” um Werner Hurni unterstützten. Hinzu kamen regionale Unternehmen wie der Tribünen- bauer Roulin, die Medienfirma Schneider, der Onlinedienst swisspool und der weltweit aktive Tuchhersteller Z9, die wie viele kleinere ansässige Firmen auch ihren Beitrag zu der Großveranstaltung leisteten. Ausgeschüttet wurde ein Gesamtpreisgeld von mehr als 14.000 Euro bei einem Startgeld von nur 50 Euro. Rechnet man die Organisationskosten (Hallenmiete, Moderation, Live-Score, etc.) hinzu, wurden mehr als 10.000 Euro gespendet.

Die Schweiz hat sich in den letzten Jahren völlig unbemerkt von der deutschen Turnierszene zum Preisgeld-Eldorado entwickelt. Hoch dotierte Added-Turniere sind hier an der Tagesordnung und sind anders als in Deutschland völlig normal. Die reine “Startgeldabwicklung” in der Schweiz ist fast schon ein Tabubruch.

Wer die Turniere der Eidgenossen zukünftig in sein persönliches “Sportförderprogramm” mit aufnehmen will, dem sei hier folgendes ans Herz gelegt: Unbedingt Kreide mit nehmen (gibt es nicht kostenlos in den Centern) und auf keinen Fall mit dem Handy telefonieren (ist unglaublich teuer).

Text: Achim Gharbi
Fotos: Helga Ackermann
Internationales Touch Magazine

 
 
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