Wie meinst Du das, das Tuch muss schneller sein? Hoffentlich nicht - noch mehr Nylon, und wir können auch gleich als Drag Queens auftreten (kleiner Scherz: früher waren Pooltücher aus 100% Wolle, während das selbst gemäss Hersteller eigentlich nur für russisches Pyramide geeignete Simonis 760 nur aus 70% Wolle besteht, das 860 dann immerhin wieder aus 90%).
Oder meinst Du das Spiel selbst? Das kann man so sehen. Interessant wäre allerdings die Frage, warum es im Profi-Snooker niemanden stört, dass sich dort jeder soviel Zeit nimmt, wie's ihm passt, und die (englischen) Zuschauer damit offenbar nicht das geringste Problem haben (genauso wenig wie die englischen Sportkommentatoren - nur das das ja meist ehemalige Spitzenspieler sind, wie die Ex-Weltmeister John Pulman, Dennis Taylor usw.).
Die Behauptung, dass der Spielrhythmus etwas mit Zuschauerzahlen zu tun hat, ist zum einen nicht erwiesen, zum anderen bleibt unklar, wie kulturabhängig dieses Bedürfnis ist. Hört man europäischen TV-Kommentatoren zu, ärgern sich diese zum Beispiel über Ralf Souquet's "Langsamkeit" - die amerikanischen Kommentatoren dagegen loben fortwährend seine "Fähigkeit, sich Zeit zu nehmen", "kein Detail ausser Acht zu lassen", "niemals einen Ball zu spielen, bevor er sich entschieden hat", ja sogar "seinen Mut, sich selbst und den Sport ernst zu nehmen" usw.
Dazu möchte ich allerdings bemerken, dass die Zeit doch unvergleichlich sinn- und wertvoller verstreicht, wenn gute Kommentatoren zum Beispiel die vollen fünf oder mehr Minuten die Situation analysieren, die etwa Nick Varner einst für einen Stoss in einem Match One Pocket gegen Jimmy Fusco brauchte, als wenn unsere ansonsten liebenswürdigen deutschsprachigen Beisitzer schlicht nicht verstehen, was da vor sich geht, oder sich gar hilflos aus der Affäre zu ziehen versuchen, indem sie User-Bemerkungen aus dem Internet-Blog vorzulesen beginnen, und ähnliches mehr...
Mir persönlich ist ja beides recht - es gibt schliesslich auch sowohl Schach als Zeitschach. Beides macht Spass und hat seine Berechtigung. Ob das eine mehr Zuschauer anzieht als das andere? Allerdings! Nur ist's dort umgekehrt - auch die meisten geschulten Zuschauer benötigen da nämlich dringend die Zeit, um mitzudenken.
Giftigere Löcher (wie an der EM ja auch) sagen mir persönlich zwar zu, trotzdem dazu zwei Bemerkungen: 1. die Fähigkeit, das zu benutzen bzw. auszunutzen, was möglich ist, ist ja gerade die Kunst im Pool (das machen die Snookerspieler, die sich mal an Pool versuchen, oft auch völlig falsch - sie merken gar nicht, wieviel genauer man Positionen spielen könnte, wenn man die Tascheneinläufe auszunützen wüsste); und 2. macht es eigentlich wenig Sinn, Pool schritt- oder auch nur teilweise einem Spiel wie Snooker anzupassen - entweder wir finden unsere eigene Nische, oder wir haben für immer und ewig eine Zwei auf dem Rücken.
Um es auf den Punkt zu bringen: Snooker gibt es schon! Wenn wir das Potential für spektakuläre Stösse im Pool reduzieren, nehmen wir unserem Spiel nur Attraktivität weg, können deshalb aber gegen die gepflegte Langeweile von Snooker noch lange nicht anstinken. Wir müssen ja auch kein Aristokraten-Sport werden, sondern nur das sein, was wir sind: die Draufgänger unter den Billardspielern.
Echte Kerle, Mann!
Was die blaue Farbe des Tuches anbelangt, musste ich mir von Leuten, die davon mehr verstehen (Kameramänner), erklären lassen, dass das Problem mit Gelbgrün (versus dem ebenfalls möglichen Blaugrün) zum einen mit den Farben der Bälle zusammenhänge (Kontrast), zum anderen überhaupt mit der Farbauflösung des amerikanischen NTSC-Formats (also auch Körnigkeit/Definition). Ich finde Gelbgrün für die Augen auch am beruhigendsten.
Und den Teil mit dem 8-Ball würde ich noch aus einem anderen Grund unterschreiben: da muss der Gegner zumindest auch alle Bälle seiner Gruppe plus die 8 versenken - der für einen Laien unverständlich, wenn nicht lächerlich wirkende Aspekt mit der verschossenen oder vorzeitigen 9, die dem Gegner allein schon zum Sieg reicht, und Pool damit den Charakter von Glücksspiel anstatt Sport verleiht, fällt damit weg.
师父
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