Freitag, 13. April 2007  |  2283 x gelesen  |  0 Kommentare
 
9-Ball Grand Prix Open 2007, Biel/Bienne
 
Pascal Nydegger, www.swissbillard.ch

Der diesjährige GPO in Biel/Bienne ist Geschichte und kann von der Organisation in jeglicher Hinsicht als positiv gewertet werden. Mit 201 Spielern hat man auch die angestrebte Marke von 200 geknackt und konnte damit den höchsten in der Schweiz gültigen Punkteschlüssel bieten.

Ende Oktober 2006 wurde in Biel angefangen mit der Organisation des diesjährigen 9-Ball Grand Prix Open 2007. Viel Arbeit stand damals noch bevor für die GPO-Mitglieder Christoph Rossetti (Präsident), Roland Kurz (Vize-Präsident), Corinne Claude (Sekretärin), Pascal Nydegger (TK), Ingrid Nydegger (Kassiererin), Mike Brero (Medien), Jean-Yvan Claude (Sponsoring). Dies wurde dem Team zusätzlich erschwert durch den Abgang von Gründungsmitglied und letztjährigem Präsidenten Mario Ugolini welcher im Jahr zuvor einiges an grossartiger Arbeit beigesteuert hatte. Nichts desto trotz stand pünktlich auf den 29. März das Turniersystem sowie die Turnierorte bereit für den 2. 9-Ball Grand Prix!


Der neue Modus „nebst ein paar Kritiken“ gut angekommen

Sofort einig war man sich im Punkt des Turniermodus. Im Gegensatz zum letzten Jahr (16x16er Tableau / 1 Qualifikant pro Tableau) wollte man den zahlreichen Spieler-Vorschlägen entsprechen und änderte den Modus auf 7x32er Tableaus wobei sich pro Tableau 4 qualifizieren konnten für den Finaltag. Ebenfalls wollte man den zwei besten Frauen eine Möglichkeit geben im Finaltableau mit zu kämpfen und veranlasste dafür ein 16er Frauenfeld mit 2 Startplätzen für den Sonntag. Damit hatte man nun 30 Final-Startplätze vergeben und es blieben noch zwei offen, für welche man sich auf Lucky Loser Plätze entschied. Am Donnerstagabend wurde über alle Tableau zwei Viertelfinalpartien gezogen von welchen die Verlierer ebenfalls qualifiziert wurden. Der Zufall wollte es so, dass im Billardcenter die Partie Nummer 55 des Hallentableaus von Donnerstag gezogen wurde und so umgekehrt in der Halle die Partie 55 des Centertableaus von Donnerstag.


Die Qualifikationen aller Spielorte

Wie schon im Vorfeld bekannt, meldeten sich unzählige Topspieler aus der Schweiz und den benachbarten Ländern zu den Qualifikationen. So reisten Spielerformate wie Christian Reimering (GER), Martin Kempter (AUT), Phillip Rüthemann (GER), Sven Pauritsch (GER), Tony Drago (MLT), Mehmet Cankurt (GER), Benjamin Baier (GER), Oliver Bayer und Nicolas Ottermann (GER) nach Biel um sich was von den 23‘200 Franken Gesamtpreisgeld zu erspielen. Die meisten dieser Spieler reisten auf den Samstag an und damit war klar dass wohl nicht jeder im Finaltableau Platz finden würde. So traf es von den genannten Spielern Phillip Rüthemann und Oliver Bayer welche erfolglos die Heimkehr antreten mussten. Rüthemann verpasste nur knapp gegen Landsmann Pauritsch mit 6-8 und Bayer ebenfalls gegen Landsmann Reimering mit 5-8. Weitere Überraschungen gab es am Donnerstag mit dem Ausscheiden von Jonathan Fulcher und Eric Marendaz welche ihre Form nicht finden konnten. Marendaz verlor knapp gegen den deutschen Helfensteijn mit 6-7 um den Einzug ins Viertelfinale und Fulcher verpasste gegen Tercier und Lopes bereits in Runde 2.
Weitere grosse Überraschungen blieben zu diesem Zeitpunkt aber aus. Nebst allen gemeldeten Topspielern aus den Nachbarländern und nebst den vier geladenen Topspielern van den Berg (NED), Souquet (GER), Tot (SCG) und Stepanov (RUS) qualifizierten sich die besten Spielern aus der Schweiz nebst einigen Seeländern (Meier, Bucher, Nydegger, Ayas, Jungo) welche natürlich auch vom Heimvorteil profitieren konnten. Bei den Damen erkämpfte sich die Qualifikation Sabina Dederding gegen Eliane Kurzen und Miriam Spycher gegen Ingrid Nydegger am Freitagabend.


Finaltag im 32er K.O. System mit 19 Spieler aus der Schweizer Liga

Wie auch schon ein Jahr zuvor konnte die Grand Prix Organisation ein volles Haus in Biel begrüssen. Zahlreiche Billardfans aus dem Seeland und der ganzen Schweiz liessen es sich nicht nehmen um das hochkarätige, auf Weltklasse Niveau spielendes Teilnehmerfeld von Sonntag zu beobachten und anzufeuern.
Mit insgesamt 19 Teilnehmern aus der Schweizer Billardliga lebte auch die Hoffnung dass sich der eine oder andere Heimspieler ganz nach vorne durchsetzen könnte. Grösste Chancen dafür rechnete man sicherlich Sascha Specchia (Vorjahres-Fünfter) und Dimitri Jungo zu, welche auch beide ihre Wurzeln im Seeland haben.

Von den 16 Spielern verblieben allerdings in der zweiten Runde des 32 K.O. Felds gerade noch fünf Spieler aus der Schweizer Liga. Dies war allerdings auch erwartungsgemäss, denn wenn nicht ein Spieler völlig über sich hinauswachsen hätte können, wären erfahrungsgemäss nur wenige in der Lage gewesen die erste Runde gegen die zahlreichen Weltklasse-Turnierfavoriten (Tot, Ottermann, Drago, Pauritsch, Van den Berg, Stepanov, Cankurt, Kempter, Reimering, Soquet, Rombach und Baier) zu überstehen.

In der zweiten Runde spitzte sich die Lage dann allmählich zu und erste Überraschungen bannten sich an. So kämpfte der Ostschweizer Roger Bruderer (Bild Mitte/rechts) sehr erfolgreich gegen Nick van den Berg (Bild Mitte/links) und stand bereits mit 9-8 kurz vor dem Sieg ehe er den Tisch nach Fehler dem Holländer überlassen musste. Der geladene Profi-Spieler liess sich die Chance nicht mehr nehmen und verhinderte haarscharf die erste Sensation. Er schoss die Partie aus und beendete die Partie mit dem darauffolgenden As zum 10-9. Die Erleichterung war dem Holländer sichtlich anzusehen. Während dann bereits alle Partien beendet waren, lief noch eine Partie, und diese war auf Messers Schneide.

Auf Tisch 8 stand Murat Ayas vs. Ralf Souquet (Bild rechts) ebenfalls vor einer Überraschung. Ayas hielt stets sehr gut mit, gegen den deutschen und amtierenden „9-Ball Vize-Weltmeister“ und stand mit 9-9 bereits vor dem Sieg. Ayas (Bild links) nun vor einem offenen Tisch, auf welchem er die Entscheidung fällen musste: Save oder schwere Position auf die Vier. Ayas entschied sich für den offensiven Weg und wurde dem Risiko nicht belohnt. Er stand nun um ein paar Millimeter im Save auf die Vier, konnte das nicht mehr gut machen und überliess mit einem Foul dem deutschen den Tisch zum 9-10 Sieg.
Nebst den weiteren Niederlagen von Perisset (5-10 vs. Stepanov) und Ortiz (5-10 vs. Reimering) konnte sich von den Schweizern „nur“ Dimitri Jungo durchsetzen. Er lieferte dem deutschen Nicolas Ottermann eine hervorragende und überlegene Partie. Ottermann konnte zudem seine wenigen Chancen nicht nützen und so stand es in Kürze 10-2 für Jungo. Die zahlreichen Fans applaudierten Lautstark und freuten sich auf eine weitere Runde mit dem Seeländer. Von den Auswärtigen Spielern musste sich Benjamin Baier (vs. Tot), Sven Pauritsch (vs. Drago) und Martin Kempter (vs. Cankurt) verabschieden.


Die begeisterten Viertelfinals vor vollem Haus

Ca. 250 Leute begeisterte nun im ¼ Finale mit absolut toller Stimmung die Billardarena. Am meisten zugefeuert wurde natürlich dem einzig verbliebenen Schweizer und Seeländer Dimitri Jungo, welcher nun gegen den Vorjahressieger Sandor Tot ran musste. Trotz grosser Sympathie gegenüber dem Serben war der Heimvorteil für Jungo deutlich hörbar. Die Arena applaudierte bei jedem tollen Ball und dann umso lautstarker bei jeder Partie beider Akteure. Es war ein Kopf an Kopf Rennen welches Jungo erst ganz zum Schluss für sich entscheiden konnte. Tot holte ein 8-9 Rückstand auf und stand beim 9-9 einem offenen Tisch gegenüber. Er stellte sich auf eine lange Vier welche er mit einem Rückzieher spielen musste. Der Ball war Alles-oder-Nichts gespielt. Tot hielt allerdings dem Druck nicht Stand und verschoss diese Vier ziemlich ungewohnt und weit neben das Loch. Jungo konnte die offene Partie erben und schoss zum 10-9 aus. Die Stimmung war nun unbeschreiblich und der Applaus wohl der grösste den man an einer Partie Pool jemals in der Schweiz miterleben durfte.
Die weiteren Viertelfinal-Partien liefen immer noch auf Hochtouren und die Überraschung schaffte nun noch Mehmet Cankurt aus Deutschland. Er besiegte den geladenen Russen Konstantin Stepanov (Bild) relativ klar mit 10-5. Der Russe konnte nicht an seine „beinahe“ perfekten Spiele der Vorrunden anknüpfen. Mit vielen kleinen Aussetzern musste er dem starken Cankurt den Platz im Halbfinale überlassen. Ebenso erging es Van den Berg (6-10 vs. Drago) und Reimering (6-10 vs. Souquet).





Halbfinale mit Jungo vs. Drago und Souquet vs. Cankurt

Das Halbfinale wurde immer noch vor fast vollem Haus ausgetragen. Und mit Dimitri Jungo, welcher gegen die Zuschauerattraktion und Ex-Snookerprofi Tony Drago aus Malta ran musste. Der Malteser und 8-Ball Vize-Europameister 2007 wurde in seinem stets schnellen und sicheren Spiel immer wieder unterbrochen, durch eigene Leichtsinnsfehler oder vom starken Sicherheitsspiel Jungos. Und doch zelebrierte Drago seine Stärke in dem er sich mit 7-4 absetzte. Jungo liess sich allerdings nicht beeindrucken. Mit dem ganzen Publikum im Rücken holte er den Rückstand ein und brachte das Match mit einem As beim 9-9 haarscharf nach Hause. Drago respektierte diese Leistung trotz grosser Enttäuschung zusammen mit dem Publikum, sehr Fair mit viel Applaus. Einmal mehr erlebte man an diesem Tag eine Stimmung der Superlative.
Im zweiten Halbfinalspiel war es beim 5-5 Zwischenstand einmal mehr Ralf Souquet der dominierte. Er agierte schon beinahe gewohnt in fehlerloser Manier. Der deutsche Perfektionist entschied die Partie mit 10-6 gegen Mehmet Cankurt (Bild) welcher seinerseits ein tolles Turnier gespielt hatte und einen absolut verdienten 3. Platz raus spielte.


Finale zwischen dem Ball-Chirurg und dem erfolgreichstem Spieler der Schweiz

„Ball-Chirurg“ - nannte man ihn im zuvor verfassten Interview in der Regionalzeitung, dem Bieler-Tagblatt. Kein besseres Finale hätte es geben können als die Begegnung Ralf Souquet (GER) – Dimitri Jungo (SUI). Die zahlreichen Zuschauer blieben sitzen um eine Partie auf Weltklasse Niveau sehen zu dürfen und natürlich wollten die meisten ihren Favoriten und Heimspieler Dimitri Jungo zum Sieg applaudieren. Es kam jedoch alles ganz anders. Das Finale war nun ein bisschen geprägt von Müdigkeit. Beide Spieler begingen hie und da doch einige ungewohnte Fehler welche man zuvor kaum sehen konnte. Dies machte die Partie aber nicht weniger spannend, wohl eher die Tatsache, dass der Deutsche Vize-Weltmeister gleich mit 4-1 in Front gehen konnte, ehe Jungo das erste mal richtig dagegen hielt. Jungo erkämpfte sich bis zum Schluss doch noch 6 Spiele, musste aber das Finale mit 6-10 verloren geben. Ralf Souquet konnte den Seeländer immer auf Distanz halten. Beide Final-Akteure kämpften über den ganzen Tag beinahe fehlerlos. Es war ein Final-Tableau wie man es sich aus organisatorischer und Zuschauer Sicht nur wünschen konnte. Der verdiente Sieger bedankte sich bei der Siegerehrung sichtlich überwältigt vom begeisterten Publikum.

Ralf Souquet: „Ich bin überglücklich dieses Turnier gewonnen zu haben. Im vergangenen Jahr wurde mir von der begeisterten Kulisse berichtet und nun bin ich gekommen um mich davon zu überzeugen, wessen dann auch so war hier in Biel/Bienne“.


Das gesamte Organisationskomitee mit Christian Rossetti, Roland Kurz, Corinne Claude, Pascal Nydegger, Ingrid Nydegger, Werner Hurni, Reinhard Jungo, Mike Brero und Jean-Ivan Claude dankt allen Sponsoren, Helfern, Teilnehmern, Schiedsrichter der Sektion Pool und Zuschauern für ihr tolles Engagement welches es erst möglich gemacht hat eine zweite erfolgreiche Ausgabe des 9-Ball Grand Prix zu veranstalten.




Wir freuen uns, euch auch im nächsten Jahr wieder so zahlreich in Biel begrüssen zu dürfen.


Qualifikations- und Finaltableau, Informationen, Ranglisten und vieles mehr zum 9-Ball Grand Prix Open 2007 unter: http://www.swissbillard.ch/9ergp.htm


Einmal mehr ist ein Dank auszusprechen an das Team des Le Pavillon mit Michel Hirt welcher es uns ermöglichte diese zweite Ausgabe in diesem genialen Gebäude stattfinden zu lassen.


Le Pavillon Biel an der Zentralstrasse 63 „Ex-Expo Gebäude Territoires Imaginaires“



Weitere Impressionen vom Finaltag

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



 
 
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